Die Wirtschaft in Deutschland hat sich nach der größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg nach Ansicht der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute wieder stabilisiert. Für das kommende Jahr rechnen die Institute in ihrem Herbstgutachten mit einem Wachstum von 1,2 Prozent.

Berlin. In diesem Jahr wird die deutsche Wirtschaft nach Ansicht der Wirtschaftsforscher weniger stark schrumpfen als bislang befürchtet. Die Institute rechnen mit einem Minus bei der Wirtschaftsleistung von 5,0 Prozent. In ihrem Frühjahrsgutachten hatten sie noch mit einem Minus von 6,0 Prozent in diesem und 0,5 Prozent im kommenden Jahr gerechnet.

Die Institute warnten, einem raschen Aufschwung stünden "erhebliche Bremskräfte entgegen". So rechnen die Wirtschaftsforscher mit einer steigenden Arbeitslosigkeit, die die Binnennachfrage schwächen dürfte. Den Höhepunkt dürfte der Abbau der Beschäftigung den Instituten zufolge zum Beginn des kommenden Jahres erreichen, insgesamt halte er voraussichtlich das gesamte Jahr 2010 an. Im Schnitt rechnen die Forscher für 2010 mit 4,1 Millionen Arbeitslosen.

Durch sinkende Einnahmen aus Steuern und Sozialabgaben sowie durch die Ausgaben für die bereits beschlossenen Konjunkturpakete befürchten die Institute eine deutlich höhere Staatsverschuldung. Während die Defizitquote in diesem Jahr nach Schätzung der Institute bei 3,2 Prozent liegt, wird sie demnach kommendes Jahr voraussichtlich auf 5,2 Prozent steigen.

Dennoch warnten die Experten davor, schon 2010 mit einem Abbau des hohen Defizits zu beginnen. Dies drohe, die Wirtschaftserholung zu bremsen, so Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). "Aber ab dem Jahr 2011 sind sicherlich ehrgeizige Schritte erforderlich", mahnte er. Der Wirtschaftsforscher forderte die Regierung zudem auf, in ihrem späteren Sparkurs hart zu bleiben.

Die Wirtschaft stützen könnten nach Ansicht der Wirtschaftsforscher auch Steuersenkungen. Dafür sei das Herbstgutachten ein "ganz klares Plädoyer", sagte Döhrn. Die Institute warnten allerdings davor, diese auf Pump zu finanzieren. Dies würde zwar "eine sehr ehrgeizige Sparpolitik voraussetzen", Ausgabenkürzungen seien aber möglich.