Das Hamburger Traditionsunternehmen Noske-Kaeser ist gerettet. Ein halbes Jahr nach der Insolvenz blickt der Schiffszulieferer wieder optimistisch in die Zukunft. Alle 310 Arbeitsplätze konnten gerettet werden.

Hamburg. "Wir planen noch einige Neueinstellungen in Hamburg", sagte Geschäftsführer Detlef M. Schulz gestern in der Hansestadt. Insolvenzverwalter Jan H. Wilhelm geht davon aus, dass das Unternehmen noch ein bis drei Jahre in der Insolvenz geführt wird. "Das ist kein Nachteil für das Unternehmen, vielmehr lasse sich die Restrukturierung des Unternehmens in diesem Status besonders rasch vorantreiben", sagte Wilhelm. "Wir haben eines der besten Insolvenzrechte der Welt für diese Zwecke." Das Unternehmen, derzeit ohne Eigentümer, werde nur an ein Unternehmen aus der Branche verkauft, obwohl Finanzinvestoren schon Schlange standen.

Noske-Kaeser entwickelt und liefert Systemlösungen für die Bereiche Klima, Lüftung, Kälte, Rohrleitungstechnik und Feuerlöschtechnik. Die Anlagen werden auf Handels-, Passagier-, Marineschiffen und Yachten eingesetzt. Der Vertrieb konzentriert sich jetzt noch stärker auf Spezialschiffe wie U-Boote, Yachten oder Kreuzfahrtschiffe. "Die Meyer-Werft in Papenburg beteiligt uns an der Ausrüstung der drei noch von Aida Cruises bestellten Kreuzfahrtschiffe", sagte Geschäftsführer Uwe Stölken. Neue Absatzmärkte sieht er bei Offshore-Windanlagen, in die die Feuerlöschsysteme der Hamburger eingebaut werden. "Seit der Insolvenz konnten wir Aufträge für 25 Millionen Euro akquirieren", sagt Stölken. Für das Geschäftsjahr 2009/10 peilt das Unternehmen einen Umsatz von 50 Millionen Euro an.

Es ist Zufall, dass der Neustart von Noske-Kaeser mit dem Einstieg arabischer Investoren bei Blohm + Voss zusammenfällt. Die Beschäftigten des Schiffszulieferers mögen das dennoch mit einer gewissen Genugtuung sehen, denn es war die Werft Blohm + Voss, die das 1879 in Altona gegründete Unternehmen 2006 an den Finanzinvestor Titan Hunter aus Neuseeland verkaufte. "Es lief all das ab, was nach solchen Transaktionen üblich ist", sagt Wilhelm. Unternehmensbereiche wurden rechtlich verselbstständigt, um die Kreditaufnahme ausweiten zu können. Am Ende standen Schulden in Höhe von 120 Millionen Euro.

Insolvenzverwalter Wilhelm sieht in einer Insolvenz viele Vorteile für Unternehmen, die restrukturiert werden müssen. "Die Last der Verbindlichkeiten kann mit einem Federstrich beseitigt werden", sagt er. Für zehn Wochen wurden die Personalkosten in Form des Insolvenzausfallgeldes von der Arbeitsagentur übernommen. Als weiteren Vorteil sieht er die "unschlagbar kurzen" Entscheidungswege im Unternehmen. "Der Geschäftsführer muss nur noch den Insolvenzverwalter überzeugen."