Zunehmend strafen deutsche Verbraucher die Energieversorger für zu hohe Preise ab: Sie wechseln zu einem günstigeren Konkurrenten. Über 350 000 Kunden haben sich im vergangenen Jahr einen neuen Gaslieferanten gesucht, wie der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, gestern erklärte.

Bonn. Im Jahr zuvor hätten nur 100 000 Haushalte den Versorger gewechselt. "Vor drei Jahren konnten die Verbraucher ihren Anbieter noch gar nicht wechseln", sagte Kurth. "Jetzt ist es zu einer deutlichen Steigerung der Auswahlmöglichkeiten gekommen."

Den Grund für den anziehenden Wettbewerb im Gasmarkt sieht Kurth in dem von der Bundesnetzagentur vorangetriebenen leichteren Marktzutritt für neue Anbieter, dem verbilligten Transport durch vereinfachte Bilanzierungsregeln und in der Zusammenlegung von Marktgebieten. Noch hinke man den Quoten beim Strom allerdings deutlich hinterher: Dort ist die Zahl der Wechsel bei den Privatkunden 2008 von 1,35 auf 2,11 Millionen gestiegen.

Dabei lohnt sich ein Lieferantenwechsel auch beim Gas. Erhebungen haben der Bundesnetzagentur zufolge ergeben, dass ein Durchschnittshaushalt in Hamburg über 500 Euro einsparen kann. Deshalb appellierte der Präsident an alle Verbraucher, von den neuen Wechselmöglichkeiten Gebrauch zu machen. So könne der Druck auf die Preise weiter erhöht werden.

Die Vielfalt beim Gas ist geringer als beim Strom. Weil die Marktstruktur traditionell sehr zersplittert ist, gibt es nur zwei bundesweite Anbieter: Den Ökoanbieter Lichtblick und die E.on-Tochter "E wie einfach". Wie viele regionale Alternativen zum örtlichen Versorger der Kunde sonst hat, hängt von der Wettbewerbssituation in der jeweiligen Gegend ab - im Schnitt können Verbraucher aber zwischen zwölf Versorgern wählen. In der Regel dauert es ein bis zwei Monate, bis sämtliche Formalitäten für den Wechsel abgeschlossen sind.