Nach den ostdeutschen Wadan-Werften bekommen jetzt auch die Betriebe der Hegemann-Gruppe in Stralsund und Wolgast massive Probleme.

Das Unternehmen mit der Zentrale in Bremen brauche "zeitnah" 70 Millionen Euro, sagte gestern Jochen Schulte, der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern. Das Fatale für die Schiffbauer: Bund und Land haben zwar eine Bürgschaft über 280 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, diese muss aber erst von den Banken beantragt werden.

Und die zögern. Offenbar sind die Geldinstitute nicht mit dem von Hegemann vorgelegten Sanierungskonzept zufrieden. Insgesamt arbeiten auf den betroffenen Werften 2000 Beschäftigte, die nun womöglich um ihren Job bangen müssen. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) hält Hegemann zwar für sanierungsfähig. Allerdings benötigt das Unternehmen nach Informationen von NDR 1 und Radio MV bis spätestens diesen Freitag Geld. Sonst drohe die Insolvenz.

"Wir werden alles tun, um zu verhindern, dass die Beschäftigten die Fehler des Managements ausbaden müssen", sagte Schulte. In erster Linie sei aber die tatkräftige Mithilfe der Eigentümer erforderlich. "Das Management ist sich seiner Verantwortung für die drei Werften in Stralsund, Wolgast und Berne sowie den gesamten Konzern vollauf bewusst", sagte Hegemann-Sprecherin Michaela Götz-Brinkmann. Mehr war von dem Unternehmen nicht zu erfahren. Jetzt soll die Unternehmensberatung Ernst & Young ein neues Konzept für die Werften erstellen. Dies werde allerdings etwa drei Monate Zeit in Anspruch nehmen. "Und Zeit ist Geld", sagte Seidel. Hier müsse das Land mit einer Bauzeitfinanzierung aushelfen.

Erstaunt reagierte gestern der Betriebsrat der Stralsunder Volkswerft. "Von angeblichen Liquiditätsproblemen wissen wir nichts", sagte Betriebsratschef Jürgen Kräplin. Sein Wolgaster Kollege Carsten Frick äußerte sich nicht. Derzeit sind ein Containerfrachter und zwei Mehrzweckschiffe in Stralsund, Wolgast und Berne bei Bremen im Bau. Die Fertigstellung der Schiffe, die je 35 Millionen Euro kosten sollen, ist für Herbst und Frühjahr 2010 geplant.