Bundesweit ist für das Jahr 2012 ein Wachstum von 2,5 Prozent Wachstum vorhergesagt. Aber es werden trotzdem mehr Arbeitslose erwartet.

Hamburg. Die deutsche Wirtschaft bewegt sich langsam aus der Krise. Für das nächste Jahr erwartet das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,8 Prozent, nach einem Einbruch von fünf Prozent in diesem Jahr. In den Folgejahren soll die Wirtschaft um 1,8 bzw. 2,5 Prozent wachsen. Bis 2012 wird es auch mindestens dauern, dass die deutsche Wirtschaft ihr Vorkrisenniveau wieder erreicht. "Die Talsohle ist durchschritten, aber der Weg aus der Krise ist mühsam", sagte HWWI-Forscher Michael Bräuninger.

Zur Erholung soll vor allem wieder der Export beitragen. "Wir rechnen damit, dass die deutschen Ausfuhren um 5,8 Prozent zunehmen werden", sagte HWWI-Konjunkturexperte Jörg Hinze. Die Basis für diese Annahme ist ein Wachstum des Welthandels um vier Prozent.

Von dieser Entwicklung könnte Hamburg besonders profitieren. "Wir gehen davon aus, dass Hamburg im nächsten Jahr ein höheres Wachstum als im Bundesdurchschnitt erzielen wird", sagte Hinze. "Steigender Welthandel und wieder anziehende Exporte nutzen dem Hafen und den vom Außenhandel abhängigen Dienstleistungen." Auch im laufenden Jahr dürfte Hamburgs Wirtschaft nicht wie der Bund um fünf Prozent einbrechen. Günther Klemm, Chefvolkswirt der Handelskammer, stützt diese These: "Hamburg hat eine mittelständisch geprägte Wirtschaft, die nicht so stark getroffen wurde wie in Süddeutschland." Im ersten Halbjahr 2009 schrumpfte die Wirtschaftsleistung im Bundesdurchschnitt um 5,8 Prozent. In Hamburg waren es 4,4 Prozent. "Einen solchen großen Unterschied wird es aber im nächsten Jahr zwischen Bund und Hamburg nicht geben", warnt Klemm vor übertriebenen Erwartungen. "Denn die Lage bei den Firmen ist sehr unterschiedlich." So rechnen nur 39 Prozent der Unternehmen mit mehr Exporten.

Die Metall- und Elektroindustrie in Norddeutschland blickt eher verhalten nach vorne. "Im Durchschnitt reichen die Aufträge noch für drei Monate und die Unternehmen sehen kein Licht am Ende des Tunnels", sagte Peter Haas von Nordmetall. Mit 65 Prozent habe die Kapazitätsauslastung einen historischen Tiefstand erreicht. Damit bestehe auch die Gefahr, dass ein größerer Anteil der Firmen als bisher einen Personalabbau plane.

Trotz Erholung der Wirtschaft geht auch das HWWI für das kommende Jahr von mehr Arbeitslosen aus. "Durch die Beendigung der Kurzarbeit wird es zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen", sagte Bräuninger. Die Arbeitslosenquote steigt nach der HWWI-Prognose von 7,9 auf 9,2 Prozent im Jahr 2010. Das HWWI erwartet vier Millionen Arbeitslose. Denn aus dem Inland sind kaum Impulse für die Wirtschaft zu erwarten. Nach dem Auslaufen der Abwrackprämie wird der private Konsum um 0,9 Prozent zurückgehen. Die Investitionen ziehen auch kaum an, weil die Unternehmen ihre Kapazitäten nicht auslasten können", sagte Hinze. Lediglich die staatlichen Konjunkturprogramme bringen ein leichtes Wachstum im Bausektor. "Für Preiserhöhungen wird unter diesen Bedingungen trotz gestiegenen Kostendrucks vorläufig wenig Spielraum sein", sagte Bräuninger.

Auch Ulf Kalkmann vom Hamburger Einzelhandelsverband ist skeptisch. "Der Einzelhandel ist ein Nachläufer der Konjunkturentwicklung und wird nicht so schnell aus der Talsohle kommen", sagte er. Deshalb werde der Hamburger Einzelhandel 2010 schlechter als die Gesamtwirtschaft abschneiden. "Wir rechnen mit einem Minus von 1,5 Prozent." Diese Entwicklung wird auch bis zu 800 Mitarbeitern von insgesamt 55.000 Beschäftigten den Job kosten, erwartet Kalkmann. "Der Wettbewerb wird noch härter, weil weitere Einzelhandelsflächen wie mit der Erweiterung des Elbeeinkaufszentrums hinzukommen."