Ein Flair von Exotik weht durch das niedersächsische Buxtehude, wo Bacardi 1,2 Millionen Euro in eine neue Abfüllanlage investiert.

Hamburg. Buxtehude wird noch karibischer. Schon bisher weht das in der Werbung gepriesene "Bacardi-Feeling" durch die 39 000-Einwohner-Stadt - sie gehört neben Jacksonville (Florida) und Barcelona zu den weltweit größten Abfüll-Standorten des Rumherstellers Bacardi. Mit einer riesigen Fledermaus am Eingang, einem kleinen Palmengarten im Foyer und einer modernen Bar sorgt die Fabrik für Exotik im Gewerbegebiet "Alter Postweg".

Die Touristen, die hier manchmal aus Bussen steigen, um ein Foto zu machen, spüren sogar einen leichten Duft von Rum in der Nase. Und dies, obwohl Werksleiter Timo Reimann versichert, nein, hier bleibe der Alkohol dort wo er hingehört, nämlich in der Flasche. "Das überprüfen wir auch regelmäßig", sagt der studierte Getränketechnologe.

Künftig will Bacardi seinen Ausstoß in Buxtehude sogar noch kräftig erhöhen. 1,2 Millionen Euro sollen in eine neue Abfüllanlage investiert werden, um das Produktionsvolumen um 20 Prozent zu erhöhen. Allein 27 000 Dosen Bacardi-Cola produziert das Werk dann in der Stunde. 30 Millionen Dosen gehen im Jahr aus der Kleinstadt 30 Kilometer südwestlich von Hamburg in 62 Länder.

Bisher arbeiten in Buxtehude 65 Mitarbeiter bei dem Getränkehersteller. Noch einmal 250 Beschäftigte kümmern sich von Hamburg aus um den Vertrieb. Für Buxtehude ist das Standort-Bekenntnis von Bacardi, die hier die Belegschaft um zehn Prozent ausbauen wollen, übrigens kein Einzelfall: Unilever Deutschland und der Prothesenhersteller Implantcast investieren dort in diesem Jahr einen Millionen-Betrag für neue Produktionsanlagen und das Saatzuchtunternehmen Pioneer errichtet ein neues Bürogebäude.

Aber auch Bacardi schlägt sich gut, der allgemeinen Wirtschaftskrise, dem Konsumrückgang und dem Billigtrend zum Trotz. "Unser Volumen gerät relativ wenig unter Druck", sagt Reimann. Ohnehin habe Bacardi-Rum, der für mehr als zwölf Euro in den Regalen steht, bei preisbewussten Verbrauchern, die zum Korn für wenige Euro greifen, noch nie eine große Rolle gespielt. Auch mit neuen Produkten wie dem Bacardi Mojito, ein vorgemixter Cocktail aus Bacardi Rum mit Minze und Limette, versucht Bacardi den Wegfall der Alkopops auszugleichen, die in Deutschland durch eine Steuer zum Schutz von Jugendlichen praktisch unverkäuflich geworden sind.

In Buxtehude werden die damals davon betroffenen Bacardi Breezer allerdings noch für den Export hergestellt, vornehmlich für Großbritannien. Auch wenn Buxtehude als Märchenstadt schon für so manches Wunder herhalten musste, der Rum selber wird hier nicht produziert. Er kommt aus der Karibik in den Hamburger Hafen und landet zunächst im mehrere Millionen Liter fassenden Lager des Buxtehuder Werks. Denn noch immer sitzt das Unternehmen in Übersee: Facundo L. Bacardí führt den Konzern als Vorstandschef der Bacardi Ltd. von Hamilton, Bermuda, aus. Neben ihm sind bis heute noch zahlreiche Familienmitglieder bei Bacardi beschäftigt.

In Buxtehude wird dem hoch konzentrierten Rum dann noch Wasser zugesetzt. "Wasser von den Stadtwerken, dem wir die Härte nehmen", sagt Reimann. Für die Mischgetränke werden Rum, Wasser, Zucker und Fruchtkonzentrate gemixt. Die Nähe zum Hamburger Hafen und das Know-how der Mitarbeiter, die den Rum täglich durch Verkosten testen müssen ("der Trick ist, nichts herunterzuschlucken") waren Hauptgründe für die Investition in Buxtehude.

Wie es weitergeht in der norddeutschen Geburtsstätte des Hochprozentigen können die Mitarbeiter übrigens ganz leicht beim Betreten ihres Werks feststellen: Die Palme im Eingang steht für die Prosperität des Unternehmens. Ein solches Exemplar wächst an jedem Bacardi-Standort weltweit, im Gedenken an den Firmengründer. Auch in seiner kleinen Destille in Kuba gedieh eine Palme im Garten, sie war ein Glücksbringer genauso wie die Fledermausfamilie unter dem Dach des Gebäudes, die bis heute als Logo die Bacardi-Flaschen ziert. "Dem Unternehmen geht es gut, wenn es der Palme gut geht", sagte damals Don Facundo Bacardi. Sie ging ein, als er Kuba aus politischen Gründen verlassen musste. Die Palme in Buxtehude gedeiht dagegen prächtig.