Die Deutsche Bank hat nach einem Bericht des “Spiegels“ eine Art Rasterfahndung gegen Journalisten durchgeführt, um eine undichte Stelle im Aufsichtsrat zu finden.

Hamburg. Mehrmals seien im Jahr 2001 die "von internen Telefonanschlüssen der Bank gewählten Zielrufnummern mit bekannten Telefonnummern von Journalisten abgeglichen" worden, zitiert das Magazin den hessischen Innenminister Volker Bouffier (CDU) unter Berufung auf einen Bericht der hessischen Datenschützer. In welchem Umfang Kommunikationsdaten ausgewertet und wie viele Mitarbeiter der Bank überprüft worden seien, habe sich nicht mehr feststellen lassen, heißt es in Bouffiers Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen.

Bisher war bekannt, dass von den Schnüffelmaßnahmen im Jahr 2001 ein Mitglied des Aufsichtsrats und ein Journalist betroffen waren. "Das damalige Mitglied des Aufsichtsrats wurde als mögliche Quelle der Indiskretionen angesehen. Die Nachforschungen erbrachten dafür keinen Beleg", hatte die Deutsche Bank im Juli selbst mitgeteilt. Die Staatsanwaltschaft prüft bereits wegen zwei anderen Ausspähfällen, ob sie ein Verfahren gegen das Kreditinstitut einleiten wird.

Das Vorgehen der Deutschen Bank ist in Deutschland inzwischen kein Einzelfall mehr. Auch die Deutsche Telekom ließ Journalisten und Aufsichtsräte bespitzeln, um undichte Stellen zu finden. Das diesbezügliche Verfahren steht nach "Spiegel"-Informationen vor dem Abschluss. Die Bahn scannte die E-Mails von Mitarbeitern, ließ auch deren Konten prüfen und Ehepartner von Detektiven überwachen. Und beim Discounter Lidl wurden Schnüffler angeheuert, die die Mitarbeiter am Arbeitsplatz und im Pausenraum kontrollierten.

Selbst Vorstände von Unternehmen sind nicht gegen Abhörattacken gefeit. Der bislang skurrilste Vorfall betraf den ehemaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking: Gut 20 Monate ist es her, dass ein Babyphone in der Hotelsuite von Wiedeking gefunden wurde - versteckt hinter einem Sofa. Seit Ewigkeiten hatte keine Familie mit Kindern mehr in der Nobelsuite übernachtet. Dafür tobte der Übernahmekampf um VW. Dort sollte tags darauf eine wichtige Aufsichtsratssitzung stattfinden. Wer hinter der Idee mit dem Babyphone steckte, weiß Wiedeking bis heute nicht.