Nach der angekündigten Übernahme der Opel-Mehrheit durch Magna und die russische Sberbank bricht ein schwelender Konflikt offen aus. Volkswagen und BMW drohten an, Magna als Zulieferunternehmen fallen zu lassen.

Hamburg. "Wir als Konzern mögen es nicht, wenn aus unseren Zulieferanten unsere Konkurrenten werden", sagte VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch am Rande der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt. VW könne die Geschäftsbeziehungen zu Magna einstellen und andere Lieferanten beauftragen: "Wir finden locker andere."

Ähnlich argumentiert BMW: "Wir hatten bisher eine sehr gute Zusammenarbeit mit Magna, aber da hat sich die Strategie geändert. Wir haben es jetzt mit einem Fahrzeughersteller zu tun", sagte Finanzvorstand Friedrich Eichiner. "Insofern müssen wir schon darüber nachdenken, welche Technologie wollen wir in die Hände eines Konkurrenten geben."

Magna und die Sberbank wollen 55 Prozent der Opel-Anteile übernehmen, die übrigen 35 Prozent bleiben nach jetziger Planung beim bisherigen Opel-Alleineigner General Motors (GM). Das kanadisch-österreichische Unternehmen Magna zählt zu den führenden Automobilzulieferern der Welt. Zwar baut Magna für Unternehmen wie BMW oder Daimler auch Autos, allerdings in kleinem Umfang und eben als Auftragsfertiger. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte gestern bei der Automobilmesse, die Verbindung zu Magna stehe nicht infrage.

Mit der Übernahme von Opel stiege Magna zum Hersteller mit einer Jahresproduktion von derzeit rund 1,5 Millionen Fahrzeugen auf. Einer der wichtigsten Konkurrenten wäre dann VW. Dort wie auch bei BMW herrscht Sorge, dass geschützte Technologie gefährdet werden könnte. Magna hat diese Vorbehalte zurückgewiesen und zugesagt, den Zulieferbetrieb und die Automobilfertigung strikt zu trennen. "Niemand braucht Angst zu haben, dass Ideen abwandern können. Magna wird so undurchlässig bleiben wie bisher", sagte Firmenchef Siegfried Wolf gestern bei der IAA.

Noch steht aber längst nicht fest, ob die Opel-Übernahme durch Magna und die Sberbank überhaupt so zustande kommt wie jetzt vorgesehen. Dem monatelangen Ringen vor der Verkaufsankündigung von GM in der vergangenen Woche könnten nun ebenso lange zähe Verhandlungen bis zu einem Vertragsabschluss folgen.

Für die Übernahme brauchen die beteiligten Unternehmen auch die Zustimmung aus Brüssel. Die Bundesregierung stützt Opel mit 4,5 Milliarden Euro an Krediten und Bürgschaften. Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall produzieren an insgesamt zehn Standorten in Europa. Kritiker fürchten, dass zur Rettung der vier deutschen Opel-Fabriken ausländische Standorte geopfert werden könnten. Magna will rund 10 000 der 50 000 Stellen bei Opel und Vauxhall streichen und das Opel-Werk in Antwerpen schließen.

Andere Länder mit Opel-Standorten kritisierten gestern das Vorgehen der Bundesregierung. Spanien will sich an finanziellen Hilfen für Opel nicht beteiligen: "Heute sind wir aufgefordert worden, die Rechnung zu bezahlen, ohne die Speisekarte gesehen zu haben", sagte der spanische Industrieminister Miguel Sebastian in Berlin nach Beratungen der Regierung mit anderen europäischen Opel-Ländern und der EU-Kommission.