Kurz vor dem Weltwirtschaftsgipfel in Pittsburgh Mitte September droht sich ein Streit zwischen China und den USA zu einem Handelskrieg zuzuspitzen.

Peking. Die Regierung in Peking prüft Anti-Dumping-Maßnahmen gegen US-Autos und Geflügelprodukte, nachdem die USA Importzölle auf chinesische Reifen drastisch angehoben haben. Zugleich kündigte China an, den Konflikt vor die Welthandelsorganisation WTO zu bringen.

"Die chinesische Geschäftswelt wird dieses Unrecht nicht auf sich sitzen lassen. Der Streit könnte sich noch verschärfen", so das Handelsministerium. US-Präsident Barack Obama habe eine "gefährliche Eröffnungsstrategie" gewählt, hieß es weiter. Die Zölle könnten eine Kettenreaktion im Welthandel auslösen und die Erholung von der globalen Krise verlangsamen. China beantragte formelle Gespräche mit den USA unter dem Dach der WTO, die den Streit beilegen soll. Kommt es nicht zur Einigung, kann die Volksrepublik das Schiedsgericht der Organisation anrufen, das über Sanktionen befindet.

In den vergangenen Monaten hatten die Regierungen beider Länder stets erklärt, die Erholung der Weltwirtschaft gemeinsam vorantreiben und nicht mit protektionistischen Reflexen reagieren zu wollen. Auch das Außenministerium in Peking äußerte sich besorgt: "Der Zusammenarbeit zwischen China und den USA droht im Handel wie auch im Finanzsektor Schaden", warnte Sprecherin Jiang Yu.

Experten setzen darauf, dass der Konflikt nicht ausufert und die Grundlage der Kooperation zwischen den beiden Wirtschaftsriesen gefährdet. "Die Folgen der US-Schutzzölle für die Reifenindustrie sind natürlich gravierend, makroökonomisch sind die Auswirkungen aber nicht so stark, dass das strategische Verhältnis zwischen beiden Ländern bedroht wäre", sagte Analyst Qing Wang von Morgan Stanley Asien. Chinesische Gegenmaßnahmen seien nur als Einzelmaßnahme zu verstehen, mit denen die Regierung in Peking ihrem Unmut über die US-Entscheidung Luft machen könne. Zugleich wolle China damit vorbeugen, dass die USA auch in anderen Industriebereichen Schutzzäune gegen Produkte aus dem Reich der Mitte errichteten.

Bereits jetzt erheben die USA einen Schutzzoll von vier Prozent auf chinesische Reifenimporte. Ab dem 26. September soll ein Aufschlag von 35 Prozent hinzukommen, der allerdings binnen drei Jahren auf 25 Prozent abgeschmolzen wird. Die US-Gewerkschaften hatten Druck auf die Regierung ausgeübt, die in den vergangenen Jahren rapide gesteigerten Reifenimporte aus dem Reich der Mitte einzudämmen.