Der Mann ist bodenständig. So hat Dirk Lehmann (45) gerne Fachleute aus seinem Wohnort Scharmbeck unter seinen 102 Beschäftigten, bastelt auf seinem Resthof seit Jahren mit an Umzugswagen für das Erntefest und fährt auf seinem Trecker durch den Ort mit 1000 Einwohnern.

Doch der gebürtige Wilhelmsburger ist auch ein Weltreisender in Sachen Schiffbau mit Verbindungen nach Asien. Nur wenige Tage vor der Preisverleihung haben Reeder in Singapur für ihre Frachterriesen neue Ruder bei dem Weltmarktführer bestellt. "Jetzt sind schon wieder Tickets für Korea gebucht", sagte Lehmann. Auch in der Krise ist der Mann begehrt.

In einer rasanten Expansion hat der studierte Schiffsmaschinenbau- und Schiffbau-Ingenieur den Ruderkonstrukteur Becker Marine, bei dem er Anfang 2002 als geschäftsführender Gesellschafter einstieg, von einem Mittelständler zu einer internationalen Adresse gemacht. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich von 25 auf mehr als 100, aus einem Standort in Hamburg wurden sechs und der Umsatz stieg von zwölf auf 100 Millionen Euro.

Das vom Firmengründer Willi Becker entwickelte Ruder mit beweglichem Endstück wurde verbessert. Mit einem Freund bietet Lehmann jetzt den Mewis-Tunnel an - einen stählernen Ring, der um den Schiffspropeller gelegt wird und so mehr Wasserkraft auf die Schiffsschraube lenkt und Sprit sparen hilft. Becker will den Weltmarktanteil der Ruder auf 20 Prozent verdoppeln. Nachdem er bisher vor allem mit Containerfrachtern zu tun hatte, stehen jetzt Massengutfrachter und Tanker im Fokus.

Zu Geschäftsterminen steuert Lehmann eine zweimotorige Propellermaschine, fährt aber auch einmal pro Jahr mit seinem Vater Kurt und den drei Brüdern aufs Land nach Brandenburg, um dort zu angeln, zu segeln und Motorboot zu fahren. Dieses Leben mag er. Und ein "normales Dorfleben" führen auch die drei Kinder von Lehmann und Ehefrau Birgit, der kaufmännischen Leiterin bei Becker Marine. Das Paar kennt sich "seit der 5. Klasse". Zwölf Jahre sind ihre Zwillinge Frederike und Katharina, Sohn Alexander ist zehn. "Frederike", sagt ihr Vater, "hat das Unternehmertum im Blut. Ihr erstes Ruder hat sie schon konstruiert."