Die Idee von Lichtblick stößt auch bei Energieexperten auf Zustimmung. Ein Gespräch mit der Energieexpertin Claudia Kemfert.

Abendblatt: Sind gasbetriebene Blockheizkraftwerke eine Alternative zur Atomkraft?

Claudia Kemfert: Ja. Sie können aber auch eine Alternative zur Kohlekraft sein, denn wenn die geplanten Anlagen wirklich installiert werden, können sie tatsächlich zwei Atom- oder Kohlekraftwerke ersetzen.

Abendblatt: Glauben Sie, dass solche Minikraftwerke wirklich einen plötzlichen Strombedarf am Markt decken?

Kemfert: Ich denke, schon. Die Idee ist zwar nicht neu, aber durch die gleichzeitige Nutzung von Gas und Kraft-Wärme-Kopplung, das heißt die gleichzeitige Strom- und Wärmeherstellung, kann ein guter Ersatz der sogenannten Regelenergie geschaffen werden - Energie, die man vorhalten muss, um Schwankungen bei den erneuerbaren Energien auszugleichen.

Abendblatt: Warum sind solche Anlagen umweltfreundlicher als normale Kraftwerke?

Kemfert: Sie sind vor allem viel umweltfreundlicher als Kohlekraftwerke, weil deutlich weniger CO2 produziert wird. Durch die gleichzeitige Nutzung von Strom und Wärme sind sie auch effizienter als Atomkraftwerke, deren Wärme man nicht nutzt.

Abendblatt: Werden wir nicht noch abhängiger von Gasimporten?

Kemfert: Prinzipiell schon. Man könnte aber Biogas dezentral herstellen, das wäre am umweltfreundlichsten.

Abendblatt: Wie kann dieses Projekt den Einflussbereich der vier Energieriesen schmälern oder gefährden?

Kemfert: Gefährden nicht, aber mehr Wettbewerb in den Markt bringen. Bisher haben sich die Großkonzerne immer fast erfolgreich gewehrt, wenn Bürger sich ein eigenes kleines Kraftwerk zur Strom- und Wärmeherstellung installieren wollten, denn die Konzerne wollen ihren eigenen Strom verkaufen. Die jetzige Entwicklung ist somit gut für den Verbraucher, da er entlastet werden kann.