Einige Banken decken ihre Kosten indirekt über höhere Gebühren für Dispozinsen & Co. Abendblatt.de nennt die günstigsten Anbieter.

Hamburg. Viele Banken werben mit kostenlosen Girokonten. In Hamburg können die Verbraucher unter neun Banken wählen, wenn sie ein solches Kontomodell nutzen und dennoch nicht auf eine Filiale verzichten wollen. Doch aufgepasst: Auch ein solches Konto kann hohe Kosten verursachen, wenn man es überzieht, Geld an fremden Automaten abhebt, eine Kreditkarte nutzt oder bestimmte Bedingungen nicht erfüllt, ergab ein Vergleich des Abendblatts.

Für die Banken ist dieses Konto ein Lockmittel, um den Kunden später noch andere Produkte verkaufen zu können, sagt Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen: "Vergleichbar ist das mit der Kfz-Versicherung, die als Türöffner für andere Produkte gilt."

Als Erste gingen die Direktbanken mit dem Konto ohne Gebühr an den Start. Dann zogen die meisten großen Geschäftsbanken nach. Deutsche Bank und Hamburger Sparkasse folgten diesem Trend nicht. "Wer ein kostenloses Girokonto möchte, kann es bei unserem Tochterunternehmen Norisbank nutzen", sagt Anke Veil von der Deutschen Bank. "Wir setzen bewusst auf Kontodienstleistungen mit Mehrwert", argumentiert Haspa-Sprecher Andre Grunert. So bietet die Haspa verschiedene Joker-Pakete, die neben dem Kontoservice Sicherheitsdienstleistungen und Rabatte für Reisen und Freizeiterlebnisse enthalten. "Der HaspaJoker ist mit mehr als 518 000 Konten das erfolgreichste Mehrwertbankingprogramm Europas", sagt Grunert. Innerhalb der letzten zwölf Monate wurden 18 000 neue HaspaJoker-Vorteilskonten eröffnet.

Banken erhöhen Gebühren

Dagegen haben einige Banken offenbar Probleme, die kostenlose Kontoführung aufrechtzuerhalten. Sie drehen deshalb an den Gebühren rund um das Konto. Bei der Commerzbank stieg die Gebühr für die Kreditkarte von 19,90 auf 29,00 Euro im Jahr. Zehn Prozent teurer wurde die Kreditkarte bei der Postbank. Die Dresdner Bank hat den Geldeingang als Bedingung für die kostenlose Kontoführung von 650 auf 1200 Euro fast verdoppelt. Wer das nicht einhält, zahlte vor zwei Jahren noch 2,75 Euro. Inzwischen sind es 7,90 und ab 1. August sogar 8,90 Euro. Damit hat sich die Strafgebühr innerhalb von zwei Jahren um über 200 Prozent erhöht.

Auch die Commerzbank dürfte die Gebühr bald auf das Niveau der Dresdner anheben. Ein Insider: "Es ist klar, dass die Gebühren angeglichen werden, denn beide Institute gehören zu einem Konzern und sollen verschmolzen werden." Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest rät deshalb: "Wer sich für ein solches Kontomodell entscheidet, muss die Bedingungen Monat für Monat erfüllen. Sonst wird es richtig teuer."

Doch es kommt nicht nur auf die Bedingungen für die monatliche Kontoführung an. "Was nützt ein kostenloses Girokonto, wenn ständig der Dispo beansprucht wird und dieser Zinssatz sehr hoch ist?", fragt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Fast alle Filialbanken kassieren hier kräftig ab, obwohl die Europäische Zentralbank den Leitzins auf ein Prozent gesenkt hat. Am teuersten sind Commerzbank und Postbank. Günstiger kommen klamme Kunden bei der PSD Bank Nord, HypoVereinsbank und Citibank weg.

Kostenlose Kreditkarte nur teilweise Standard

Bei den Direktbanken liegt der Dispozins teilweise unter zehn Prozent. Eine kostenlose Kreditkarte ist bei der Hälfte der Angebote Standard. Am teuersten sind die Kreditkarten für ein Ehepaar bei der Dresdner Bank, bei der 50 Euro im Jahr fällig werden. Üblich ist zumindest, dass es die Maestro-Karte, die frühere EC-Karte, für Kontoinhaber und Partner gebührenfrei gibt. Doch es gibt Ausnahmen: Die Postbank verlangt sechs Euro im Jahr für den zweiten Kontoinhaber. Bei der Netbank kostet die Maestro-Karte ab dem zweiten Jahr fünf Euro, wenn man kein Gehaltskunde ist.

Für die Bargeldversorgung ist die Zahl der Geldautomaten wichtig, die kostenlos genutzt werden können, denn sonst kostet die Geldversorgung bis zu 8 Euro wie bei der PSD Bank Nord. Direktbanken wie die ING-DiBa und 1822 direkt bieten eine fast flächendeckende Bargeldversorgung über die Kreditkarte an.

Richtig teuer kann es werden, wenn man mit der Kreditkarte im Nicht-Euro-Raum an Bargeld will. Für 500 Euro kassiert die SEB Bank fast 26 Euro. Die Netbank ermöglicht dagegen fünfmal im Monat kostenloses Abheben. Das dürfte für einen Urlaub reichen. Die Sparda-Bank Hamburg hat eine Flatrate für die Bargeldversorgung, die 2,99 Euro im Monat kostet. Dann entfallen die sonst üblichen Gebühren, egal wo und wie oft man Geld zieht. "Diese Option kann auch nur für einen Monat, wenn man im Urlaub ist, hinzugebucht werden", sagt ein Banksprecher.

Direktbanken ohne Bedingungen

Bei so vielen Einschränkungen und Bedingungen für kostenlose Girokonten bleibt die Frage, welche Angebote passen zu den persönlichen Bedürfnissen? Bei den Filialbanken überzeugen Citibank, HypoVereinsbank, Norisbank und Sparda-Bank sowie eingeschränkt die PSD Bank Nord, weil sie nur eine Filiale in Hamburg hat. Ihre Bedingungen für die Kontoführung und die Dispozinsen sind vergleichsweise günstig und teilweise gibt es eine Guthabenverzinsung und eine kostenlose Kreditkarte für beide Kontoinhaber. Nachteilig bei der Norisbank ist der hohe Preis für Abhebungen mit der Kreditkarte.

Bei den Direktbanken gibt es keine Bedingungen für die kostenlose Kontoführung. Das spricht für alle Angebote. Da diese Institute keine teuren Filialen unterhalten, können sie ihre Leistungen deutlich günstiger anbieten. Über die Hälfte der Angebote punktet noch mit einer kostenlosen Kreditkarte. Hier fällt die Auswahl leichter. Der Kunde muss allerdings auf eine Filiale verzichten.