Kartellamt genehmigt Teilkauf. Auch Beteiligung weiter ein Thema. Überkapazitäten dürften verschwinden.

Hannover/Berlin. Für die TUI ist es ein Befreiungsschlag: Nach jahrelanger Partnersuche für das verlustreiche Citygeschäft der Flugtochter TUIfly ist die Kooperation mit der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin jetzt unter Dach und Fach. Das Bundeskartellamt genehmigte gestern die Übernahme der Städteverbindungen von TUIfly durch Air Berlin. Experten halten es nicht für ausgeschlossen, dass es nun weniger Billigtickets geben könnte.

TUI kann sich künftig auf das besser steuerbare und weniger riskante Chartergeschäft konzentrieren. Air Berlin verliert einen preisaggressiven Rivalen und kann sein Streckennetz sowie die Angebote für die Gruppe der Geschäftsreisenden ausbauen. Nur auf wenigen Strecken gebe es Überschneidungen des Flugangebots von TUIfly und Air Berlin, so das Kartellamt. In einigen Ländern wie Italien, wo TUIfly sehr stark ist, hat Air Berlin bislang nur geringe Passagierzahlen. Insgesamt aber würden Überkapazitäten wohl abgebaut, sagt die Expertin der Nord/LB, Martina Noß. Die Ticketpreise könnten tendenziell eher steigen.

Von weitergehenden Kooperationsplänen mussten die Unternehmen sich zwar verabschieden. Ursprünglich waren wechselseitige Beteiligungen von jeweils 19,9 Prozent und dann von jeweils 9,9 Prozent geplant gewesen, die aber Bedenken bei den Wettbewerbshütern ausgelöst hatten. Nun ist eine einseitige Beteiligung der TUI an Air Berlin von 9,9 Prozent geplant, die jedoch kartellrechtlich noch nicht genehmigt ist. Sollte sie nicht zustande kommen, soll die Kooperation ohne Beteiligungen laufen. Der TUI ist sie so viel wert, dass sie in diesem Fall 15 Millionen Euro "Mitgift" zahlen will. Das Geschäft müsse über die Ziellinie gebracht werden, heißt es in Unternehmenskreisen.

"Der wirtschaftliche Effekt für die TUI ist enorm positiv", sagte TUI-Deutschland-Sprecher Mario Köpers. Er spricht von einem "Meilenstein" für den Konzern. "Mit Blick auf unsere Flugkapazitäten schlüpfen wir von einer Übergröße in einen Maßanzug."

Details über das Fluggeschäft hat die TUI in ihren Konzernabschlüssen nie einzeln ausgewiesen. Dass das Einzelplatzgeschäft hochriskant ist, ist aber unbestritten - erst recht in der Krise und für einen relativ kleinen Anbieter wie die TUI. Mehr denn je kommt es auf die Auslastung der Flugzeuge an, und die lässt sich ab einer bestimmten Unternehmensgröße besser steuern, sagen Experten.