“Ethischer Konsum“ entwickelt sich immer mehr zur Geschäftsidee. Anbieter wie Otto, Puma und C & A setzen auf nachhaltige Produktion.

Hamburg. Discounter wie Aldi und Lidl bieten inzwischen Bio-Lebensmittel an, der Schokoladenhersteller Ritter ließ eine Ökobilanz für sein gesamtes Unternehmen erstellen und Textilhersteller setzen zunehmend auf fair gehandelte Baumwolle. Selbst Jugendmagazine greifen Themen wie den Klimaschutz auf: Die Verbraucher kaufen trotz der Krise bewusster ein, das zeigt eine Studie des Hamburger Trendbüros im Auftrag des Versandhandelsunternehmens Otto.

Der Vergleich zwischen den Jahren 2007 und 2009 zeigt, dass Bio-, Fair- und Regio-Produkte trotz stagnierender Löhne zulegen konnten. Besonders Frauen, höher Gebildete und die 48- bis 67-Jährigen haben diese Entwicklung vorangetrieben. Auch Männern und die Gruppe der 28- bis 47-Jährigen ist ethischer Konsum heute mehr wert als dies noch 2007 der Fall war.

Bei den Modenschauen in Mailand oder Paris ist nachhaltig produzierte Mode schon lange kein Randthema mehr. Designer wie Stella McCartney setzen auf Öko-Mode, der international agierende Hersteller American Apparel stellt seine Kleidung ausschließlich in Los Angeles und nicht in Billiglohnländern her und deutsche Ketten wie C & A kündigen an, den Anteil von Bio-Baumwolle in der Kleidung zu erhöhen.

"Bei Otto wird sich der Anteil an nachhaltigen Produkten von 2007 bis zum kommenden Jahr ungefähr verdoppeln", sagte Johannes Merck, der bei dem Handelsunternehmen im Vorstand für Umweltschutz zuständig ist. So habe sich der Anteil von Bio-Baumwolle bei Textilien und der von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft bei Möbeln zuletzt jeweils um 50 Prozent deutlich gesteigert.

Gemeinsam mit Lieferanten wie Puma und H.I.S. setzt sich Otto auch für das Siegel "cotton made in africa" ein, das helfen soll, soziale Schieflagen und Umweltschäden in den Anbauregionen zu bekämpfen. "Wir bekommen eine sehr positive Resonanz auf diese Kollektion", sagte ein H.I.S.-Sprecher. Auch Puma beobachtet ein stärkeres Interesse der Kunden an der Herkunft der Waren. Im Internet erkundigten sich immer mehr Menschen nach den Fabriken und sogar Sublieferanten.

Allerdings ist es bisher schwer, die Kunden auch von höheren Preisen für ein Sortiment aus verantwortungsvoller Produktion zu begeistern. So hat Otto die Preise für nachhaltige Produkte nicht erhöht.

Aufgrund der wirtschaftlich angespannten Lage spart ein Drittel der Deutschen stärker beim Konsum als bisher. Und zehn Prozent der Befragten verschieben Anschaffungen. Allerdings wird im Bereich des ethischen Konsums deutlich weniger gespart. Nur 18 Prozent der Befragten wollen den Konsum ethischer Produkte einschränken. 75 Prozent konsumieren weiter wie bisher, sieben Prozent der Befragten wählen sogar stärker nach ethischen Kriterien aus als bisher. "Es wird nun unsere Aufgabe sein, die breite Masse für dieses Thema zu gewinnen und es aus der Ecke der Wohlhabenden und Wohlgebildeten herauszubringen", sagte Peter Wippermann, Chef des Hamburger Trendbüros.