Im Tauziehen um Opel wird der Ton zunehmend schärfer: Ein Bericht des “Wall Street Journals“ wonach der US-Konzern General Motors (GM) Opel behalten, selbst sanieren und eine Milliarde Dollar investieren will, hat bei Politikern und Arbeitnehmervertretern in Deutschland heftige Reaktionen ausgelöst.

Rüsselsheim. Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz drohte gestern damit, die für eine Sanierung notwendigen Lohnzugeständnisse der Belegschaft zu blockieren. Politiker von CDU und FDP forderten eine Rückzahlung der staatlichen Brückenfinanzierung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro.

"Wir sind bereit, Arbeitnehmerbeiträge zu leisten, aber nicht, wenn wir zu 100 Prozent zurück an GM gehen", sagte Franz. Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) forderte eine Investorenlösung für Opel und sprach sich erneut für den kanadischen Zulieferer Magna als künftigen Eigner aus: "Wir wollen eine Entscheidung. Wir wollen sie jetzt schnell."

Franz sprach bei der angeblichen Milliardeninvestition von GM von einer "Milchmädchenrechnung, die Verwirrung stiften soll". Um Opel zukunftsfähig aufzustellen, seien Investitionen von rund sechs Milliarden Euro notwendig. Eine Entscheidung fällt frühestens auf der nächsten Sitzung des GM-Verwaltungsrats in der kommenden Woche.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht im Streit um Opel den US-Mutterkonzern am längeren Hebel. Dudenhöffer geht davon aus, dass GM inzwischen eine Insolvenz von Opel sowie die Schließung der Werke in Antwerpen, Bochum, Eisenach und möglicherweise Kaiserslautern plant: "GM spart sich bei Werksschließungen während der Insolvenz die hohen Sozialkosten beziehungsweise wälzt sie auf die Bundesrepublik ab." Der US-Konzern könne mit bis zu vier Milliarden Euro staatlicher Unterstützung rechnen.