Die frühere Milliardärin und jetzige Millionärin Madeleine Schickedanz (65) könnte durch die Insolvenz des Handelskonzerns Arcandor einen Großteil ihres Vermögens verlieren.

Hamburg. Denn die Quelle-Erbin muss nicht nur ihre Beteiligung von zuletzt 21 Prozent an Arcandor total abschreiben, sie muss auch für Kredite geradestehen, die sie für den Kauf der Arcandor-Aktien aufgenommen hat. Laut einem Bericht des "Stern" musste sie zur Absicherung der Darlehen bereits am 16. Oktober 2008 alles, was ihr in Deutschland persönlich und als Alleineigentümerin gehört, verpfänden.

Das Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim ließ sich demnach 215 Millionen Euro Grundschuld in die Grundbücher ihrer Anwesen eintragen. Offenbar handelt es sich um insgesamt elf repräsentative Immobilien, die sich die Bank per Zwangsvollstreckung aneignen könnte, falls Schickedanz die Darlehen nicht bedienen kann. Dazu gehört unter anderem eine Villa am Tegernsee, eine Immobilie in Hamburg und ihr Elternhaus im fränkischen Hersbruck. Die Villa, in der sie heute noch ihren Wohnsitz hat, befindet sich auf einem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück in einem Park. Gerettet hat die Quelle-Erbin offenbar das größte Anwesen der Familie bei Fürth, das sie bereits 2005 ihrem Sohn Matthias Bühler übertragen hat.

Mit einem im Jahr 2007 von dem US-Magazin "Forbes" geschätzten Vermögen in Höhe von fast 3,9 Milliarden Euro gehörte Madeleine Schickedanz zu den reichsten Frauen Deutschlands. Vor sechs Wochen hatte sie allerdings beklagt, dass sie Milliarden verloren habe und nun mit ihrem Mann von 600 Euro im Monat lebe. "Wir kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im Garten", sagte sie - und erntete statt Mitgefühl nur Hohn. Verwalter der Schickedanz-Finanzen ist laut "Welt" der Troisdorfer Immobilienunternehmer und Finanzexperte Josef Esch. Er fädelte mit dem früheren Arcandor-Chef Wolfgang Urban einen undurchsichtigen Immobiliendeal ein.

Weil der spätere Aufsichtsrats- und Vorstandschef von KarstadtQuelle, Thomas Middelhoff, gegen dieses Geschäft zum Nachteil des Unternehmens keine rechtlichen Schritte eingeleitet hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Middelhoff.

Im Zuge der Pleite des Arcandor-Konzerns und der Finanzschwierigkeiten von Madeleine Schickedanz ist auch die Quelle Bausparkasse in eine ernste Schieflage geraten, wie gestern bekannt wurde. Um einen Zusammenbruch zu vermeiden, arbeitet der Branchenverband derzeit nach eigenen Angaben an einer Sanierungslösung. Die Bausparkasse mit ihren gut 90 000 Kunden gehört zu 41 Prozent der Quelle-Erbin.

Das Amtsgericht Essen hat 37 Verfahren im Zusammenhang mit Arcandor eröffnet. Zwar will Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg Karstadt-Warenhäuser und den Versandhändler Primondo größtenteils retten, aber vielen der 38 000 betroffenen Beschäftigten droht mit der Pleite nun der Jobverlust.