Zeitarbeitsfirmen sehen stabilere Nachfrage. Logistikfacharbeiter gesucht. Aber Probleme bei jungen Leuten und Langzeitarbeitslosen.

Hamburg. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im August weiter gestiegen. Das Plus beträgt zwar nur rund 9000 auf 3,472 Millionen Menschen - in den vergangenen Jahren gab es in diesem Monat aber immer Rückgänge. Die bundesweite Quote erhöhte sich um 0,1 Punkte auf 8,3 Prozent.

Frank Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit, und auch Rolf Steil, Chef der Hamburger Arbeitsagentur, sehen dennoch Hoffnungszeichen. "Ende des Jahres wird die Zahl der Arbeitslosen unter den befürchteten vier Millionen liegen", ist Weise sicher. Steil rechnet nach einem Anstieg der Quote in Hamburg auf 8,8 Prozent gegenüber den 8,7 Prozent im Juli nicht damit, dass die Zahl der Arbeitslosen in der Hansestadt in diesem Jahr die Marke von 90 000 erreicht. Arbeitslos gemeldet waren im August 80 670 Menschen - 887 mehr als im Juli.

Einen "ersten Lichtblick" für die Hansestadt sieht Steil im Zuwachs bei den freien Stellen, die gegenüber Juli um 655 auf mehr als 14 200 gestiegen sind. "Vor allem Zeitarbeitsfirmen suchen wieder Mitarbeiter", so der Hamburger Agenturchef. "Der Abwärtstrend ist gestoppt", bestätigte gestern Ines Jähnel, District-Managerin für Hamburg beim Zeitarbeitsunternehmen Randstad, dem Abendblatt. Gesucht werden derzeit 450 Mitarbeiter für Firmen aus der Metropolregion. Nachgefragt werden Fachkräfte für Logistik, Gabelstaplerfahrer oder Lagerarbeiter - allerdings noch nicht für den Hafen, wo zum Halbjahr ein Umschlagminus von 23,7 Prozent zu Buche schlug. Daneben sieht Jähnel eine "steigende Nachfrage" nach IT-Fachkräften, Ingenieuren, Controllern oder auch Mitarbeitern für Callcenter. "Das monatliche Plus von knapp vier Prozent in der Branche hält seit Juni an und Hamburg profitiert überdurchschnittlich", so Michael Wehran vom Bundesverband Zeitarbeit. Die Branche gilt als Frühindikator für die Entwicklung der Konjunktur.

Die Zahl der Beschäftigten in Hamburg ist im Juni - aktuellere Zahlen liegen nicht vor - noch um 1,7 Prozent auf 810 800 gestiegen. Damit liegt die Hansestadt hinter Berlin auf Platz zwei. Neue Stellen wurden im Gastgewerbe, im Bereich Erziehung und Unterricht und bei den Dienstleistungen, etwa in Konstruktionsbüros oder bei Firmenberatern, geschaffen. Bundesweit ging dagegen im Juni in acht Ländern die Beschäftigung zurück. Sie sank insgesamt um 0,1 Prozent.

Bei der Kurzarbeit sinkt die Zahl der Neuanmeldungen in Hamburg wieder. Bis heute haben 1600 Firmen rund 25 000 Mitarbeiter für die Maßnahme angemeldet. Kurzarbeitergeld ausgezahlt wird nach den aktuellsten Zahlen von April für rund 10 000 Betroffene. "Durch die Kurzarbeit bleiben die Menschen beschäftigt. Dies wirkt sich neben den Lohnzuwächsen und der niedrigen Inflation positiv auf die Konsumlaune aus", so der Hamburger Agenturchef.

Dennoch: Entwarnung will Steil nicht geben. Denn die Zahl der Arbeitslosen liegt um 10,5 Prozent höher als im Vorjahresmonat, und vor allem Langzeitarbeitslose und junge Menschen unter 25 Jahren finden schwer in Jobs zurück. Die Zuwächse liegen hier im Jahresvergleich im Bereich der Arbeitslosenversicherung bei 52,8 beziehungsweise 39,6 Prozent. "Auch eine Ausbildung nutzt jungen Leuten teilweise wenig", so Steil.

Während in Niedersachsen und Bremen die Arbeitslosenquoten im August um 0,2 sowie 0,1 Prozentpunkte auf 7,7 und 12,2 Prozent sanken, stieg dieser Wert in Schleswig-Holstein um 0,4 Prozentpunkte auf 7,9 Prozent. "Trotz des Anstiegs ist die schleswig-holsteinische Wirtschaft durch ihre mittelständische Struktur und die geringe Exportabhängigkeit weniger krisenanfällig als andere Regionen", so der Regionaldirektor der Agentur, Jürgen Goecke. Der Landkreis mit der niedrigsten Quote grenzt an Hamburg. Stormarn kommt auf 4,7 Prozent.