Nach verlustreichen Jahren kehrt die Hamburger Kinokette in die schwarzen Zahlen zurück - und rüstet die Säle mit 3-D-Technik auf.

Hamburg. Die Zeiten, in denen sich Sparfüchse mit der günstigeren Karte fürs Parkett auf leere Logenplätze schleichen konnten, sind vorbei: Es wird wieder eng in deutschen Kinosälen. Mit knapp 63 Millionen verkauften Tickets von Januar bis Juni feiert die Branche das beste Halbjahr seit 2004.

Ein Gewinner des Besucheransturms ist die Hamburger Kinokette Cinemaxx, die ein ganzes Jahrzehnt mit roten Zahlen zu kämpfen hatte. Gestern konnte Vorstandschef Christian Gisy zumindest einen Minigewinn von 200 000 Euro im ersten Halbjahr präsentieren. Im Vorjahr hatte der Konzern mit 31 Multiplexkinos in Deutschland noch 5,1 Millionen Euro Verlust gemacht. "Wir haben konsequent umstrukturiert", sagte Cinemaxx-Sprecher Arne Schmidt dem Abendblatt. Das bedeutet: Neun unrentable Häuser, darunter Kinos in Braunschweig und Halle, mussten schließen, Personal wurde abgebaut, Kinomieten neu ausgehandelt, die Kartenpreise erhöht. Auch die Werbeeinnahmen haben sich nach Angaben des Marktforschungsinstituts Nielsen zur Jahresmitte hin wieder erholt. Nach einem Einbruch um bis zu 55 Prozent in den ersten Monaten des Jahres konnten die Kinobetreiber im Juli sogar mehr Werbeplätze als im Vorjahresmonat verkaufen.

Zudem gelang es den Filmemachern, den Geschmack des Publikums zu treffen. Produktionen wie "Illuminati", "Der Vorleser", "Slumdog Millionaire", aber auch Familienfilme wie "Harry Potter und der Halbblutprinz" oder "Ice Age 3" lockten Millionen vor die Leinwände. "In diesem Jahr zeigen die Kinos Filme für alle Zielgruppen und jeden Geschmack", bestätigt Jan Oesterlin, Geschäftsführer von Zukunft Kino Marketing. "Und je schlechter die Wirtschaftslage, desto lieber suchen die Menschen Ablenkung im Kino für wenig Geld." Weitere Hoffnungsträger wie die Literaturverfilmung "Die Päpstin", das Schweiger-Sequel "Zweiohrküken" oder der Animationsfilm "Oben" sollen auch das Gesamtjahr zum Erfolg führen. "Die 140-Millionen-Grenze sollten wir bei den Zuschauern dieses Jahr knacken", hofft Oesterlin.

Als zusätzlichen Wachstumstreiber setzt die Branche auf den Trend Digitalisierung. Allein der Cinemaxx-Konzern will fünf Millionen Euro ausgeben, um bis Jahresende 60 Kinosäle mit 3-D-Technik auszurüsten. Dabei steht Hamburg ganz oben auf der Liste: Der 1000-Plätze-Saal sowie zwei weitere Leinwände im Cinemaxx am Dammtor sind ab kommendem Donnerstag in 3-D bespielbar, zwei Säle im Kino in Harburg sowie einer in Wandsbek sollen nach Unternehmensangaben bis Mitte September folgen. "Das Interesse an 3-D-Filmen ist in Deutschland riesig", sagt Oesterlin. Bislang hätten von insgesamt 4800 Leinwänden in Deutschland erst fünf Prozent die traditionellen Filmrollen verbannt. Die Investition könnte sich für die Kinobetreiber lohnen: Im Cinemaxx wird die Karte fürs dreidimensionale Spektakel mit 13 Euro zu Buche schlagen. Inklusive 3-D-Brille.