Der Ritterschlag für Ben Bernanke kam kürzlich vom Wirtschaftsnobelpreisträger höchstpersönlich: “Ich denke, er hat einen richtig guten Job gemacht.

Washington. Er hat sich eine zweite Amtszeit verdient", warb Paul Krugman in einem Interview für den Chef der US-Notenbank, dessen Wiederernennung Präsident Barack Obama gestern bestätigte. "Helikopter-Ben" darf weiterfliegen.

Den Spitznamen hat dem 55 Jahre alten Wirtschaftsexperten auf dem Chefsessel der mächtigsten Notenbank der Welt seine auf Nobelpreisträger Milton Friedman zurückgehende geldpolitische Strategie eingebracht. Die bedeutet, im Krisenfall die Geldmenge massiv auszuweiten und - bildlich gesprochen - Geld aus dem Helikopter abzuwerfen im Kampf gegen Deflation und Kreditklemme. Genau dies hat der Spezialist für die Große Depression der 30er-Jahre auch gemacht.

Im Herbst 2007, knapp zwei Jahren nach Bernankes Amtsantritt, platzt in den USA die Immobilienblase, der Finanzsektor und die gesamte US-Wirtschaft geraten ins Trudeln. Der pragmatische Vollbartträger spielt bei der Stabilisierung der Märkte eine entscheidende Rolle: Er senkt überraschend schnell und überraschend deutlich die Zinsen - der Schritt ist in der Finanzwelt nicht unumstritten. Bernankes Kalkül: Niedrige Zinsen machen es billiger, Geld für Investitionen und Konsum zu leihen, und können daher die Wirtschaft ankurbeln. Außerdem kauft die Fed Wertpapiere in großem Stil an, damit das Finanzsystem flüssig bleibt. De facto hat er damit die Notenpresse angeworfen. Lob und Tadel hielten sich meist die Waage.

Erste Erfolge scheinen ihm recht zu geben, gleichwohl haben seine geldpolitischen Pillen Risiken und Nebenwirkungen, die es in seiner zweiten vierjährigen Amtszeit ab Februar 2010 zu minimieren gilt: Die Wirtschaft der USA hat sich mittlerweile wieder gefangen, nicht zuletzt dank billigem Geld der Fed und milliardenschwerer Konjunkturprogramme der Regierung. Bernankes Job ist damit aber noch keineswegs erledigt. Die Dollar der Fed müssen wieder zurück in die Tresore der Notenbank, wenn nicht in ein paar Jahren hohe Teuerungsraten die Ersparnisse der Amerikaner auffressen sollen. Viele mussten schon in der jetzigen Krise bei der Zwangsversteigerung ihrer auf Pump gekauften Häuser zusehen. Für sie wäre Inflation eine Katastrophe.

Bernanke spürt diesen Druck von der Straße, er schlägt ihm bei jeder Parlamentsanhörung entgegen, wenn die Volksvertreter die Fed und ihre Politik des billigen Geldes in der Ära seines Vorgängers Alan Greenspan - dessen Mythos immer mehr verblasst - für die jetzige Krise verantwortlich machen. Auch Bernanke saß damals schon mit am Verhandlungstisch im Fed-Hauptquartier. Der Senat dürfte seiner zweiten Amtszeit dennoch zustimmen.

Denn der schüchtern wirkende Familienvater gilt in den USA mittlerweile als der Mann, der verhindert hat, dass in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit 1930 aus der Rezession wieder eine große Depression wurde. Obama lobte gestern, Bernanke habe die Fed durch "eine der schwersten Finanzkrisen geführt, die diese Nation und die Welt je erlebt haben".