Die Modeindustrie blickt nach Einschätzung von Designer Wolfgang Joop einer düsteren Zukunft entgegen. “Es wird verheerend“, sagte er dem “Spiegel“ und fügte hinzu: “Ich rechne noch mit etlichen Pleiten in nächster Zeit.“

Hamburg. Um die Branche sei es "sehr schlecht" bestellt. Sie habe jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt "und betrieb gigantischen Aufwand, angestachelt von unendlicher Eitelkeit statt Qualität oder gar Können". Das Muster der Vergangenheit sei oft das gleiche: "Dutzende von Modemarken werden von der einen schmutzigen Hand in die andere geschoben. Und alle verlieren dabei immer mehr Glaubwürdigkeit", kritisierte Joop.

Dennoch sieht er die aktuelle Krise auch als Chance "für die Hoffnung auf eine gewisse Gesundung". Der insolvente Modekonzern Escada sei eine Marke, die "sicherlich ein interessantes Projekt wäre" für eine Rettung. "Da sähe ich eine echte Chance", sagte der Designer, wollte aber Einstiegspläne nicht bestätigen: "Ich habe ja genug zu tun. Aber reizvoll wäre es wirklich." Bei seinem eigenen Label Wunderkind sei er "gerade alles in einem: Geschäftsführer, Finanzier, Organisator, Kreativer". Es gehe ihm aktuell darum, "dass Wunderkind schlank überlebt". Auf die Frage, ob er auch um die Zukunft der eigenen Marke fürchte, sagte Joop: "Die Angst vor einer Pleite schwingt immer mit in Zeiten wie diesen. Insofern muss ich aufpassen, dass ich mich nicht von meinem eigenen Experiment wegtragen lasse."

Kritik äußerte Joop am Insolvenzverwalter von Schiesser. Eigentlich wollte der 64-Jährige dort einsteigen. "Ich wäre bei Schiesser nicht das Gesicht, sondern der Kopf", betonte der Modemacher. "Aber der Insolvenzverwalter hat nun vor allem das Interesse, möglichst viel Geld zu bekommen."