Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und sein Ex-Finanzvorstand Holger Härter steht derzeit im Fokus der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

Hamburg. Auf der Hauptversammlung im Januar hatte Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking kritische Fragen von Aktionären nach den Kurskapriolen der VW-Aktie noch selbstbewusst pariert: "Das war keine Marktmanipulation, sondern clever", sagte der Automanager in der Porsche-Arena in Stuttgart. Jetzt durchsuchte die Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume von Porsche und beschlagnahmte dabei diverse geschäftliche Unterlagen. Der Verdacht: die unberechtigte Weitergabe von Insiderinformationen und Marktmanipulation. Wie stark die Vorwürfe den nach dem gescheiterten Übernahmeversuch zurückgetretenen Porsche-Lenker und seinen ehemaligen Finanzvorstand Holger Härter belasten, analysiert der folgende Überblick:

Haben sich Wiedeking und Härter persönlich bereichert?

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ließ gestern gegenüber dem Abendblatt durchblicken, dass die Ermittlungen sich bisher nicht darauf richteten, dass die Manager bei den Spekulationen in die eigene Tasche gewirtschaftet und etwa durch Aktiengeschäfte selber verdient hätten. Offen ließ die Behörde auch, ob Porsche Vorteile davon hatte.

Warum stehen die Manager im Fokus der Ermittler?

Sie stehen als Verantwortliche für Porsche im Mittelpunkt der Untersuchungen. "Wenn eine Firma etwas falsch gemacht hat, werden die Chefs herangezogen", sagte Claudia Krauth, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart.

Wie hoch ist das Strafmaß?

Entscheidend ist das Wertpapierhandelsgesetz. In Paragraf 38 ist die Strafe für die unberechtigte Weitergabe von Insiderinformationen und Marktmanipulation geregelt. Bei einem Verstoß droht den Verantwortlichen in weniger schweren Fällen eine Geldstrafe. Das höchste Strafmaß sind fünf Jahre Gefängnis.

Was werfen die Staatsanwälte Porsche vor?

Das Hauptaugenmerk liegt nach Andeutungen der Staatsanwaltschaft, die sich gewöhnlich nicht zu laufenden Verfahren äußert, nicht in der Zeit vor den Kurskapriolen der VW-Aktie. Das Papier hatte 2008 die 1000-Euro-Marke geknackt, nachdem es kurz zuvor noch bei 180 Euro notierte.

Wird der Fall je aufgeklärt werden?

Solche Börsengeschäfte zu durchdringen, gelingt den Staatsanwälten nur in wenigen Fällen. "Meistens kann man solche Vorwürfe gar nicht klären", sagte Daniel Bauer, Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, dem Abendblatt.

Gibt es vergleichbare Fälle?

Beim Rücktritt von Daimler-Chef Jürgen Schrempp hatten Aktionäre den Stuttgartern vorgeworfen, der Wechsel an der Unternehmensspitze 2005 habe bereits Monate vor der Veröffentlichung der Ad-hoc-Mitteilung festgestanden. Sie argumentieren, sie hätten ihre Papiere nicht kurz vorher verkauft, wenn sie früher informiert worden wären und reichten eine Millionenschadenersatzklage ein. Im April scheiterten sie damit.

Wird die Transparenz an der Börse künftig erhöht?

Aktionärsschützer fordern bessere Informationen von den Firmen. Im Falle von Porsche kritisierte Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die Aktionäre seien höchstens durch die Medien, Niedersachsens Ministerpräsidenten Christian Wulff oder Indiskretionen über die Börsengeschäfte informiert gewesen. Um solche Fälle künftig zu unterbinden, fordert die DSW eine engmaschige Meldepflicht. Auch der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) fordert mehr Transparenz.

Dauert die Achterbahnfahrt der VW-Aktie an?

Ja. Am Freitag legte der Kurs zwischenzeitlich um fast zehn Prozent zu und schloss bei gut 150 Euro. Zuvor hatten die VW-Stämme bis zu 36 Prozent eingebüßt. Noch immer ist das Papier auch wegen der vorangegangenen Porsche-Spekulationen sehr volatil.