Am Wochenende ist der glanzvolle Name Hertie aus den deutschen Einkaufsstraßen verschwunden. Mit der Schließung der letzten 20 Kaufhäuser ging das insolvente Unternehmen am Sonnabend vom Markt.

Hamburg. 2600 Beschäftigte verlieren ihre Stelle, davon gut 100 in Hamburg an den Hertie-Standorten Barmbek, Bramfeld und Langenhorn.

Im Norden gibt es für neun Filialen jedoch Hoffnung auf einen Fortbestand: Die Flensburger Unternehmensberatung Hansekontor will die Hertie-Häuser in Hamburg-Barmbek, Elmshorn, Itzehoe, Schleswig, Rendsburg, Husum, Stade, Wilhelmshaven und Cuxhaven übernehmen. Was Hansekontor-Chef Mathias Hundertmark zu der Investition bewegt, schildert er im Interview:

Hamburger Abendblatt:

Mit Hertie oder Karstadt stehen Traditionsfirmen des deutschen Handels vor dem Aus - und Sie wollen an den Hertie-Standorten wieder Kaufhäuser eröffnen?

Mathias Hundertmark:

Ja, weil ich an die Zukunft des Warenhauses glaube. Es gibt in Deutschland durchaus erfolgreiche Beispiele.

Abendblatt:

Welche?

Hundertmark:

Lokal geführte Konzepte funktionieren. Häuser, bei denen nicht eine ferne Zentrale bestimmt, welchen Geschmack die 30- bis 50-jährige Frau bundesweit haben soll.

Abendblatt:

Sondern?

Hundertmark:

Die darauf achten, weniger Multimedia anzubieten, wenn nebenan ein Media-Markt sitzt. Oder das Kindersortiment stärken, wenn das Kaufhaus der einzige Spielwarenhändler im Ort ist. Wir werden für die Häuser zentral in Flensburg einkaufen und dennoch flexibel bleiben.

Abendblatt:

Werden Sie die Hertie-Mitarbeiter übernehmen?

Hundertmark:

Das würden wir gerne. Und wir wollen an den neun Standorten sogar 530 statt bisher 470 Mitarbeiter beschäftigen.

Abendblatt:

Wie groß sind die Chancen für Ihre Pläne?

Hundertmark:

Wir brauchen in den nächsten drei Jahren 22 Millionen Euro und bieten zusammen mit strategischen Partnern ein Viertel Eigenkapital. Der Rest soll von Banken kommen, die zwar noch nicht fest zugesagt haben. Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat uns dabei aber Unterstützung zugesagt. Die Chancen, dass der Plan gelingt, schätze ich auf 85 Prozent.

Abendblatt:

Sie verhandeln um den Namen Hertie?

Hundertmark:

Ja, wenn der Preis stimmt und wir den Namen allein nutzen können, schlagen wir zu.