Die Abkehr der Post von ihren letzten 475 eigenen Filialen stößt auf Kritik. “Die Situation wird sich vor allem in Großstädten wie Hamburg oder Berlin verschlechtern, weil dort Filialen mit mehreren Schaltern betroffen sind“, sagte Elmar Müller, Vorstand des Deutschen Verbandes für Post und Telekommunikation, gestern dem Abendblatt.

Hamburg. Beim Übergang des Angebots an Einzelhändler würden zumeist weniger neue Schalter eingerichtet. "Die Schlangen in den Städten dürften damit noch länger werden als bisher, und der Service leidet", sagte Müller weiter.

Zuvor hatte die Post einen Bericht des Abendblatts bestätigt, nach dem der Konzern aus Kostengründen bis Ende 2011 sein eigenes Filialnetz schließen will. In Hamburg sollen sieben Filialen betroffen sein. Bundesweit soll der Übergang nahtlos erfolgen, es werde keine leer stehenden Poststellen geben, so ein Sprecher. "Bisher haben wir noch an jedem Standort Partner gefunden. Sollte uns das einmal nicht gelingen, würden wir diese Filialen weiterführen."

Verbandsvorstand Müller sieht mit der Entscheidung der Post neue Chancen für die Konkurrenten des Konzerns. Bisher gebe es zwar schon mehr als 20 000 stationäre Einrichtungen für Pakete, Briefdienste sowie eigene Briefkästen. Doch oftmals seien sie für die Kunden noch schwer zu finden.

Auch der Hamburger Bundestagsabgeordnete Dirk Fischer findet "die Strategie, die Filialen in den Einzelhandel einzugliedern, nicht falsch". Für Fischer, der Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist, spricht nichts dagegen, solange keine Versorgungslücken entstehen und die Kunden weitere Wege zurücklegen müssten. Er habe mit den neuen Postagenturen nur gute Erfahrungen gemacht. "Sie funktionieren erstklassig, zum Teil sogar besser als die alten Filialen", sagte der CDU-Politiker dem Abendblatt.

Dennoch will der Post- und Telekommunikationsverband nun die Bundesnetzagentur um Hilfe bitten. "Die Agentur muss verschärft prüfen, ob die zugesicherten Dienstleistungen eingehalten werden. Dazu gehört, dass in jedem Stadtteil oder Ort mit mehr als 2000 Einwohnern eine stationäre Einrichtung vorhanden sein muss. Briefkästen müssen in einem Kilometer Entfernung erreichbar sein.