In einem Test gelang es NDR-Reportern innerhalb weniger Stunden, im Internet Tausende Datensätze für wenige Hundert Euro zu kaufen.

Hamburg. Die Hürden waren leicht zu nehmen: In einem Test gelang es NDR-Reportern innerhalb weniger Stunden, im Internet Tausende Datensätze für wenige Hundert Euro zu kaufen. In den Datensätzen seien neben Namen, Adressen, Telefonnummern und Geburtsdaten auch Bankverbindungen der Verbraucher enthalten gewesen.

Die Angaben stammen unter anderem offenbar von Gewinnspielanbietern, Versicherungen oder Firmen, die im Zusammenhang mit Werbeanrufen die Verbraucher ausspionieren.

"Über Callcenter gelangen die Daten dann häufig an Adresshändler", so der Sender. Insgesamt wurden den Reportern des NDR zwei Millionen Daten angeboten. In ihrer Recherche kontaktierten die Journalisten einige der Personen auf den erworbenen Listen, die ihnen von massivem Missbrauch ihrer Daten berichteten. Ohne Zustimmung hätten etwa Glücksspielfirmen regelmäßig Geld von ihren Konten abgebucht. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar zeigte sich von dem Ergebnis der Recherchen nicht überrascht.

"Bürger geben Daten im Internet freiwillig preis"

Die Aufsichtsbehörden seien angesichts der Masse illegaler Daten auf dem Schwarzmarkt überfordert, sagte er dem NDR. "Der Geist ist längst aus der Flasche, denn jeder Bürger, der etwas im Internet bestellt, gibt Daten freiwillig preis", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Bei Datenmissbrauch sei an die Drahtzieher kaum heranzukommen. "Es gibt Hunderte kleinerer Callcenterbüros, die ihren Datenbestand weiterverkaufen", so Castelló.

Die Verbraucherschützerin rät, dass bei unerwünschten Spionageanrufen sofort mit der Hilfe der Verbraucherschützer eine Unterlassungsklage eingereicht wird. "Und wenn Geld schon unerlaubt vom Konto abgebucht wurde, sollte man dies mithilfe der Bank sofort zurückholen", sagt sie.

Erst kürzlich sind Gesetze verabschiedet worden, die den Handel mit Daten und das Sammeln von persönlichen Angaben erschweren. Sie treten am 1. September inkraft. Demnach dürfen Daten nicht ohne Einverständnis des Betroffenen weitergegeben werden. Ein weiteres neues Gesetz besagt, dass Werbeanrufe nicht mehr mit unterdrückter Nummer durchgeführt werden dürfen. Zudem haben Kunden, die etwas am Telefon bestellen, ein Widerrufsrecht. Ihre Daten wie etwa die Bankverbindung haben sie aber bei der Bestellung in der Regel schon abgegeben.

Vor genau einem Jahr waren die ersten Fälle von illegalem Handel mit Verbraucherdatensammlungen bekannt geworden: Damals hatte ein Callcentermitarbeiter eine CD mit 17.000 Adressen und Bankverbindungen der Kieler Verbraucherzentrale zugeschickt.