Die Gesellschafter von Hapag-Lloyd haben sich auf eine Kapitalerhöhung für die wirtschaftlich schwer angeschlagene Reederei geeinigt.

Hamburg. Die Gesellschafter von Hapag-Lloyd haben sich nach Informationen des Abendblatts gestern auf eine Kapitalerhöhung für die wirtschaftlich schwer angeschlagene Hamburger Reederei geeinigt. Damit ist eine wesentliche Voraussetzung erfüllt, Kredite von 1,2 Milliarden Euro für Hapag-Lloyd vom Bund und von Hamburg verbürgen zu lassen. Hinzu kommt frisches Kapital der Eigentümer in Höhe von 750 Millionen Euro.

Die HSH Nordbank, die dem Bankenkonsortium von Hapag-Lloyd vorsteht, wollte den Antrag auf Staatsbürgschaften den Informationen zufolge noch gestern Abend beim Bundeswirtschaftsministerium in Berlin einreichen. Aufgrund der schwierigen Abstimmung bei den Details im Kreis der Eigner könne sich dies aber auch bis heute verzögern, hieß es.

Einen wesentlichen Beitrag zur Neufinanzierung von Hapag-Lloyd leistet der größte Einzelaktionär TUI. Bis März gehörte die Reederei dem Touristikkonzern in Hannover komplett, dann übernahm das Hamburger Konsortium Albert Ballin 57 Prozent der Anteile. TUI will aus der Containerschifffahrt vollständig aussteigen, hält aber vorerst weiter 43 Prozent an Hapag-Lloyd, weil den Hamburger Investoren das Kapital für eine Komplettübernahme fehlte.

Der Anteil von 43 Prozent Hapag-Lloyd belastet die TUI-Bilanz schwer. Das Unternehmen legte gestern seine Zahlen für das zweite Quartal 2009 und zugleich für das erste Halbjahr vor. Der Umsatz des Unternehmens sank um 500 Millionen Euro auf 4,2 Milliarden Euro. Der Quartalsverlust stieg massiv an, von 127 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf nunmehr 524 Millionen Euro. Allein die negativen Zinseffekte aus der Beteiligung an Hapag-Lloyd kosteten TUI von April bis Juni der Präsentation zufolge 371 Millionen Euro.

TUI beteiligt sich an den Finanzhilfen für Hapag-Lloyd gemäß seinem Anteil, wandelt aber obendrein auch einen Teil seiner Kredite an die Reederei - sie umfassen 1,4 Milliarden Euro - in sogenanntes nachrangiges Eigenkapital um. Die Reederei muss dafür keine Zinsen mehr zahlen, den Betrag aber mit Dividende bedienen, wenn sie wieder profitabel ist. Die Summe der umgewandelten Kredite wurde zunächst nicht bekannt.

Laut der Präsentation von TUI hat Hapag-Lloyd im zweiten Quartal einen Verlust von 192 Millionen Euro eingefahren. Für das erste Halbjahr summiert sich der Verlust der Reederei damit auf insgesamt 414 Millionen Euro. Das Geschäft der Containerlinienreedereien ist im zurückliegenden Jahr wegen der weltweiten Rezession dramatisch eingebrochen. Hapag-Lloyd verbucht für das zweite Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Rückgang der transportierten Mengen von rund 17 Prozent und bei den Frachtraten - den Transportpreisen für die Container - ein Minus von rund 25 Prozent.