Chef Neumann wird abgelöst und erhält 7,4 Millionen Euro Abfindung. Elmar Degenhart soll künftig Konzern lenken.

Hannover. Die monatelange Schlammschlacht scheint vorbei: Im zweiten Anlauf hat sich der Großaktionär Schaeffler durchgesetzt und bei einer Krisensitzung den Wechsel an der Continental-Spitze erzwungen. Der bisherige Vorstandschef Karl-Thomas Neumann wird mit sofortiger Wirkung durch den Schaeffler-Manager Elmar Degenhart ersetzt, teilten beide Firmen gestern mit.

Neumanns Abgang war erwartet worden, nachdem er das Vertrauen von Großaktionär Schaeffler verloren hatte. Bei der Aufsichtsratssitzung vor zwei Wochen hatte sich Schaeffler mit der Abwahl Neumanns wegen des Widerstands der Arbeitnehmer noch nicht durchgesetzt. Nun wird dem Manager, dessen Vertrag bis 2014 läuft, der Abgang mit einer Abfindung von 7,4 Millionen Euro versüßt.

An der Abfindung werde sich Firmenpatriarchin Maria-Elisabeth Schaeffler persönlich beteiligen, sagte Bischoff, der für die Industriegewerkschaft BCE im Aufsichtsrat sitzt. Wie viel die Unternehmerin beisteuern will, sagte er nicht. Der Aufsichtsrat beschloss zudem, den zuletzt auf drei Köpfe geschrumpften Conti-Vorstand auf zunächst sechs Mitglieder zu erweitern, die alle von Conti kommen. Als Kompromiss wurde vereinbart, dass auch Aufsichtsratschef Rolf Koerfer, ebenfalls ein Schaeffler-Vertrauter, seinen Stuhl räumt - wann, ist noch offen. Der als Garant für eine Investorenvereinbarung engagierte Altkanzler Gerhard Schröder erklärte daraufhin, auf gerichtliche Schritte zu verzichten. Einige Aufsichtsräte hatten die Absetzung Neumanns als Bruch der bestehenden Investorenvereinbarung zwischen Conti und Schaefflergewertet.

Kreisen zufolge kam der Kompromiss auf massiven Druck von Hauptgläubiger Commerzbank zustande. Mit der Conti-Übernahme hat sich Schaeffler verhoben und ächzt nun unter einer zwölf Milliarden schweren Schuldenlast. Auch Conti hat Milliardenschulden durch die Übernahme von VDO.

Zur Nagelprobe für Degenhart wird nun die geplante Kapitalerhöhung bei der Conti. Zwar hatte der Conti-Aufsichtsrat auf Drängen Neumanns Ende Juli grünes Licht für die Vorbereitung einer Kapitalerhöhung von bis zu 1,5 Milliarden Euro gegeben. Conti braucht frisches Geld, weil im August 2010 ein Kredit von 3,5 Milliarden Euro fällig wird. Doch bei Schaeffler ist die Kasse leer, die Kapitalerhöhung könnte den Anteil (knapp unter 50 Prozent) verwässern. Bischoff erwartet eine Kapitalerhöhung bis Anfang 2010, ein Zusammengehen von Schaeffler und Conti komme nicht so schnell: "Eine Fusion ist sicher nicht in zehn bis zwölf Monaten zu erwarten."