Das Ende einer Tradition naht: Arcandor steht unmittelbar vor der Zerschlagung. Die Suche nach einem Großinvestor für den insolventen Handels- und Touristikkonzern ist gescheitert.

Essen. Wenn nicht bis zum Wochenende ein geeigneter Kandidat den Gesamtkonzern rettet, sollen die Handelstöchter Karstadt - darunter das Alsterhaus - und Primondo (Quelle) einzeln auf die Suche nach Unterstützung gehen. Die Arcandor-Gesellschaft wird dann aufgelöst. Auf dem Kaufhausmarkt rückt damit ein Zusammenschluss von Karstadt und der Metro-Tochter Kaufhof immer näher.

Nach Bekanntwerden der Nachricht brach die Aktie gestern um 14,29 Prozent auf 30 Cent ein.

Knapp drei Wochen vor der erwarteten Eröffnung des Insolvenzverfahrens teilte der Konzern gestern in einer knappen Erklärung mit, die Suche nach einem Investor für das Unternehmen am 15. August zu beenden. Die Chancen, doch noch den erhofften Investor zu finden, sieht Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick als äußert gering an. Eick und der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg wollen jetzt zumindest die Zerschlagung der Handelstöchter Karstadt Warenhaus AG und Primondo verhindern. Das noch geheime Konzept hatte Görg gestern zunächst dem vorläufigen Gläubigerausschuss vorgestellt. Die Töchter können nach heutigem Stand ohne Investoren kaum überleben. Mit der Suche nach geeigneten Partnern wurden deshalb bereits die Bankhäuser Merrill Lynch im Fall Karstadt und Metzler im Fall Primondo beauftragt.

Die Tourismustochter Thomas Cook kann von der Zerschlagung unabhängig weiterarbeiten. Die von Arcandor verpfändeten Anteile im Wert von rund einer Milliarde Euro wollen Banken voraussichtlich verkaufen. Arcandor hält über 50 Prozent der Anteile, hat aber faktisch keine Verfügungsgewalt mehr darüber. Sie werden von der BayernLB verwertet.

Käufer oder Investoren für die Handelstöchter Primondo und Karstadt hatte es in der Vergangenheit nur eingeschränkt gegeben. Niemand wollte die Gesellschaften komplett übernehmen. Der Konkurrent Kaufhof will 60 der 90 Karstadt-Warenhäuser weiter betreiben.

Auch im Hamburger Alsterhaus haben sich nach Informationen des Abendblatts bereits mögliche Investoren umgesehen. Als Interessenten werden unter anderem die Warenhauskette La Rinascente aus Italien gehandelt sowie die Edelkaufhäuser Debbenhams aus Großbritannien und El Corte Inglés aus Spanien.

Die Hamburger Handelsgruppe Otto hingegen hatte Interesse an den Sporthäusern von Karstadt und lukrativen Spartenversandhändlern unter dem Dach Primondo gezeigt. Gern übernehmen würde Otto die Spezialversender Baby-Walz, Hessnatur, Peter Hahn sowie Madeleine. Quelle, die größte Primondo-Sparte, will Otto aber nicht.