Das Leben in Deutschland ist erstmals seit 1987 billiger geworden. Im Juli fielen die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Hamburg. "Verantwortlich für den Preisrutsch waren sinkende Kosten für Heizöl, Benzin und Lebensmittel", sagte ein Statistiker. Im Juni waren die Lebenshaltungskosten noch um 0,1 Prozent gestiegen.

Bis Herbst sagen Experten weitere Preisrückgänge voraus. Dafür spricht auch die Entwicklung im Großhandel. Dort fielen die Preise im Juli mit 10,6 Prozent so stark wie noch nie seit Beginn der Statistik 1968. Die Entwicklung im Großhandel gilt als Indikator für die künftige Entwicklung, weil der Einzelhandel die Preissenkungen zeitverzögert an die Verbraucher weiterreicht.

Eine große Gefahr für Deflation sehen Ökonomen jedoch nicht. "Von Deflation sprechen wir ja erst, wenn Preise und Löhne auf breiter Front sinken", sagte Jörg Hinze vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) dem Abendblatt. Da die Preisrückgänge fast ausschließlich durch den Verfall bei Öl und anderen Energieträgern ausgelöst wurden, sei das gegenwärtige Bild verzerrt.

"Ohne die Energiepreise hätten wir eine Inflation von ein bis 1,25 Prozent", sagte Hinze. Eine Deflation wäre Gift für eine wirtschaftliche Erholung: Sie würde die Konjunktur abwürgen, weil die Konsumenten in der Erwartung weiter fallender Preise ihre Anschaffungen aufschieben.

Für das nächste Jahr rechnen Wirtschaftsforscher nach wie vor mit weitgehend stabilen Preisen. Die Rezession und mehr Arbeitslose machten es den Unternehmen schwer, höhere Preise durchzusetzen. Die niedrige Teuerung beflügelt zugleich den Konsum. Der private Verbrauch war schon im ersten Halbjahr die einzige Konjunkturstütze, während Exporte und Investitionen einbrachen.

Allerdings könnte mittelfristig die Teuerung wieder anziehen, weil die Staaten in der Krise ihre Schulden massiv ausgeweitet haben. Thomas Straubhaar, Direktor des HWWI, hält sogar eine Teuerung von fünf Prozent nach dem Jahr 2010 nicht für ausgeschlossen.

Die Top 10 der Preissteigerungen

Die Top 10 der Preissenkungen

Quelle: Statistisches Bundesamt