Im deutschen Gebäudereinigerhandwerk wird ein Streik immer wahrscheinlicher. Der Vorstand der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat gestern in Frankfurt die Tarifverhandlungen für die 850 000 Beschäftigten nach sechs Runden für gescheitert erklärt.

Frankfurt/Main. Damit ist der Weg frei für eine Urabstimmung über einen Arbeitskampf in der von zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen geprägten Branche. In Hamburg arbeiten in den Innungsbetrieben der Gebäudereiniger rund 22 100 Mitarbeiter, die für saubere Fenster und Büros sorgen.

IG-BAU-Verhandlungsführer Frank Wynands bezeichnete das Angebot der Arbeitgeber von angeblich drei Prozent als Mogelpackung. Unter Berücksichtigung der zeitlichen Komponente bedeute sie in der Realität ein jährliches Lohnplus von nur 1,8 Prozent im Westen und 2,1 Prozent im Osten. Das sei für die IG BAU nicht tragbar. Die Gewerkschaft hatte 8,7 Prozent mehr Lohn gefordert und eine schrittweise Angleichung der Ost- an die Westlöhne verlangt.

Mit dem Tarifvertrag läuft auch die bisherige Regelung zum Mindestlohn Ende September aus. Sollte bis dahin keine Lösung gefunden werden, wären die Unternehmen beim Abschluss neuer Arbeitsverträge nicht mehr an die Regelung gebunden. Derzeit liegt der Mindestlohn für Gebäudereiniger bei 8,15 Euro im Westen und 6,58 Euro im Osten. Die Gewerkschaft hält das Handwerk für wesentlich weniger von der Wirtschaftskrise betroffen als andere Branchen.