Viele Anbieter verzeichnen ein zweistelliges Umsatzplus. Trotzdem sind die Artikel am Markt noch ein Nischenprodukt.

Hamburg. Internationale Stars haben Naturkosmetik endgültig salonfähig gemacht. Seit bekannt ist, dass Julia Roberts, Madonna, Cher oder Kate Moss auf Marken wie Dr. Hauschka oder andere schwören, erlebt die Sparte einen Aufschwung, der selbst von der Wirtschaftskrise bisher nicht gebremst werden konnte.

"Wir bemerken seit Längerem ein starkes Interesse an diesen natürlichen Produkten", sagt Sibylle Abraham, Justiziarin des BDIH (Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel). "Die Zuwachsraten liegen bei vielen Firmen sogar deutlich im zweistelligen Bereich."

So konnte das Unternehmen Weleda 2008 in Deutschland seinen Umsatz um rund zehn Prozent steigern und erwartet für 2009 ein Wachstum auf Vorjahresniveau. "Die Kosmetikbranche war schon immer relativ konjunkturresistent", sagt Theo Stepp, Sprecher von Weleda. Konkurrent Wala, Hersteller der Marke Dr. Hauschka, konnte im Vorjahr seinen Umsatz von 96 Millionen auf 103 Millionen Euro erhöhen und im ersten Halbjahr 2009 sein Ergebnis auf Vorjahresniveau halten. "Das ist angesichts des verhaltenen Konsumklimas für uns vorerst absolut zufriedenstellend", sagt Wala-Sprecher Antal Adam. "Mittelfristig rechnen wir wieder mit einer Wachstumsphase."

Die Firma Kneipp trieb 2008 ihren Umsatz um sieben Prozent hoch und absolvierte ihr bestes Jahr der Firmengeschichte. Allein in der Kategorie Gesundheits- und Pflegebäder kletterte der Umsatz um 23,8 Prozent. "Und wir wollen weiter wachsen", sagt Firmensprecherin Angela Kreipl. Die Finanzkrise habe bisher kaum Einfluss auf die Entwicklung von Kneipp. Im Juni erzielte das Unternehmen nach eigenen Angaben die beste Entwicklung von allen Marken im Gesundheitsmarkt. "Es mag eigenartig klingen, aber jeder Lebensmittel- oder Umweltskandal bringt uns Wachstumsschübe", sagt auch Sabine Kästner vom Hersteller Lavera. Das niedersächsische Unternehmen steigerte 2008 seinen Umsatz um 16 Prozent auf 35 Millionen Euro und wuchs im ersten Halbjahr 2009 zweistellig. "Und es soll künftig weiter bergauf gehen."

Noch ist der Zweig Naturkosmetik klein, verglichen mit dem Umsatz der Gesamtbranche. Insgesamt wurden in Deutschland 2008 rund 600 Millionen Euro mit natürlichen Cremes und Pflegeprodukten umgesetzt. Damit hat die Naturkosmetik einen Anteil von fünf Prozent am Gesamtumsatz der Körperpflegeprodukte. Vor vier Jahren waren es zwei Prozent. Jeder fünfte Haushalt nutze Naturkosmetik, so Nielsen-Marktforscher.

Die Gründe für das steigende Interesse sind nach Angaben der Experten ein wachsendes Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein und eine bessere Verfügbarkeit der Produkte in Drogerie- und Supermärkten. Und dies, obwohl der Begriff Naturkosmetik rechtlich nicht eindeutig definiert ist. Die Produkte erheben in der Regel den Anspruch, aus natürlichen Rohstoffen hergestellt zu sein, die Mensch und Umwelt schonen. So wird die Verwendung von synthetischen Duftstoffen und Erdölprodukten ausgeschlossen. "Die Kunden sind immer aufgeklärter und beschäftigen sich viel umfangreicher mit den Produkten, die sie kaufen", so Abraham vom BDIH. Susanne Eichholz-Klein, Handelsexpertin der Unternehmensberatung BBE, ergänzt: "Die Menschen achten nicht nur auf den Preis, sondern immer öfter aber auch auf die Qualität." Die Branche profitiere auch vom Bioboom, meint die Hamburgerin Rena Kuban, Inhaberin des gleichnamigen Naturkosmetikstudios, überzeugt. "Es geht in diesem Bereich seit Jahren stetig bergauf", sagt sie. "Die Menschen gehen einfach immer bewusster mit sich, ihrem Körper und ihrer Haut um."