Die schärfste Rezession der Nachkriegsgeschichte lässt die Zahl der Firmenpleiten sprunghaft steigen. Im Mai wurden von den Amtsgerichten bundesweit 2663 Unternehmensinsolvenzen gemeldet, das sind 14,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte.

Wiesbaden. In Hamburg hat der Kreditversicherer Euler Hermes von Januar bis Mai 291 Insolvenzen gezählt. Das entspricht einem Zuwachs von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ein besonders starkes Plus hat es dabei im verarbeitenden Gewerbe mit 60 Prozent gegeben.

"Die große Insolvenzwelle beginnt gerade", glaubt der Vorsitzende des Verbandes der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID), Siegfried Beck. Eine Erholung sei noch nicht in Sicht. "Wir befinden uns derzeit noch in der Abwärtsspirale, die dadurch befeuert wird, dass Insolvenzen Folgeinsolvenzen nach sich ziehen", erläuterte Beck. Er forderte Unternehmen auf, nicht aus Scham eine Insolvenz zu verzögern. "Die Insolvenz bedeutet nicht automatisch das Ende, sie bietet vielmehr Sanierungsinstrumente, die außerhalb des förmlichen Verfahrens nicht zur Verfügung stehen."

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform geht für dieses Jahr von bis zu 35 000 Insolvenzen aus. Nun treffe es vor allem mittelständische und kleinere Unternehmen, sagte ein Creditreform-Sprecher. "Die Welle der Insolvenzen bei großen Unternehmen und im verarbeitenden Gewerbe dürfte weitgehend durch sein." Aufsehen hatten zuletzt die Pleiten der Handelskonzerne Arcandor und Woolworth sowie die Autozulieferer Karmann und Edscha erregt.