Betrüger sollen bereits 50.000 Altfahrzeuge illegal weiterverkauft haben. Angeblich wurde ein Frachter aus Hamburg gestoppt.

Hamburg. Für jedes alte Auto 2500 Euro vom Staat - die Abwrackprämie hat in Deutschland eine neue Form der organisierten Kriminalität hervorgebracht. Betrüger sollen bereits 50.000 Altfahrzeuge, die offiziell als verschrottet gelten, illegal weiterverkauft haben. Das berichtet der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK).

"Fünf bis zehn Prozent der bisher angeblich verschrotteten Fahrzeuge sind ins Ausland verkauft worden", sagte BDK-Vize Wilfried Albishausen der "Bild". Die Deutsche Umwelthilfe rechnet sogar mit bis zu 100.000 Betrugsfällen. Bisher haben rund 500.000 Bundesbürger ihr Altfahrzeug zur Abwrackung gebracht. Doch in vielen Fällen fahren die Autos offenbar immer noch - vorzugsweise in Afrika oder Osteuropa.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) forderte gestern eine rasche Aufklärung. "Wenn das belegbar ist, dann müssen gewährte Vorteile wieder eingeholt werden - so wie bei allen anderen Missbrauchstatbeständen auch."

Zwar müssen Autokäufer seit März beim Antrag auf die Umweltprämie den entwerteten Fahrzeugbrief ihres Altautos im Original und nicht mehr nur in Kopie einreichen. "Aber man kann die Papiere fälschen, so wie auch Geld gefälscht wird", sagte Ulrich Leuning, Chef der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen, dem Abendblatt.

In Hamburg hat die Polizei bisher 43 Abwrack-Betrügereien nachgewiesen. Allerdings dürfte die Dunkelziffer hoch sein: Der Hafen ist einer der größten Umschlagplätze für Gebrauchtwagen, die von hier aus vornehmlich nach Westafrika verschifft werden. Allein vom Unikai aus gehen bis zu 8000 Fahrzeuge im Monat auf die Reise. Die Polizei könne hier nur stichprobenweise kontrollieren, "flächendeckend ist das aufgrund der Masse gar nicht möglich", sagte ein Reederei-Mitarbeiter, der nicht genannt werden wollte, dem Abendblatt. Allerdings seien bereits mehrere Schiffe eines Hamburger Unternehmens gestoppt worden, die den Hafen mit illegaler Fracht an Abwrack-Autos verlassen wollten. mw/sba

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