Verbraucherschützer warnen: Spezielle Reiseangebote können teurer sein als die neuen Mobilfunk-Standardtarife.

Hamburg. Schnell mal eine Kurznachricht an die Lieben daheim senden oder ausführlich über die schönsten Ferienerlebnisse plaudern: Seit gestern sind Telefonate mit dem Handy im EU-Ausland deutlich günstiger. Doch Verbraucherschützer warnen dennoch vor Kostenfallen beim sogenannten Roaming.

Um die Einnahmeausfälle zu begrenzen, ködern Handybetreiber die Nutzer mit speziellen Reiseangeboten - die aber sollten Urlauber genau prüfen. Wer solche Pakete bucht, für den gelten die neu festgelegten Preisobergrenzen nämlich nicht. Zum Teil sind die Pakete, je nach Betreiber und Tarif, sogar voreingestellt und müssen vom Kunden erst gekündigt werden.

Generell dürfen Anrufe mit einem deutschen Mobiltelefon in den Staaten der Europäischen Union seit Anfang Juli nicht mehr als 51 Cent pro Minute kosten. Das Annehmen von Anrufen wird mit maximal 22 Cent ebenfalls billiger. Dies entspricht Abschlägen von sieben beziehungsweise elf Prozent. Auch bei Kurznachrichten hat EU-Kommissarin Viviane Reding den Telekommunikationsriesen niedrigere Preise verordnet. Eine SMS kostet nun maximal 13 Cent.

Standardtarife für Wenigtelefonierer

Zwar haben alle führenden deutschen Mobilfunkbetreiber die EU-Vorgaben nach eigenen Angaben eins zu eins umgesetzt. Doch gleichzeitig bieten die Konzerne nun Tarife mit klingenden Namen wie Relax Holiday (Telekom), Reiseversprechen (Vodafone) oder Reisevorteil Plus (E-Plus) an.

"Diese Angebote können im Zweifel teurer sein als die Standardtarife mit den neuen Preisobergrenzen", sagt der Sprecher des Verbraucherportals Verivox, Thorsten Storck, dem Abendblatt. "Generell machen solche Sondertarife vor allem für Vieltelefonierer Sinn, wer nur einen kurzen Anruf aus dem Ausland tätigt, fährt eher mit den Standardtarifen besser." Die Kunden sollten daher ihr eigenes Telefonverhalten genau analysieren und dann den passenden Tarif wählen.

Bei der Deutschen Telekom gibt man unumwunden zu, dass der eigene Relax Holiday Tarif für denjenigen, der im EU-Ausland vor allem Anrufe aus Deutschland empfängt, ungünstiger sein kann als der neue Standardtarif. "Wer aber vom Urlaubsort aus selbst zu Hause anruft, stellt sich besser", sagt Unternehmenssprecher Dirk Wende dem Abendblatt.

Preisinformationen per SMS

Das funktioniert so: Für die Bereitstellung des Holiday-Tarifs berechnet die Telekom einmalig zehn Euro und gewährt gleichzeitig 30 Freiminuten für abgehende und ankommende Gespräche. Für alle weiteren Ferientelefonate gelten die normalen Obergrenzen der EU. Das führt dazu, dass die ersten 30 Gesprächsminuten jeweils 33 Cent kosten. Bei angenommenen Gesprächen ist das teurer als der Standardtarif von 22 Cent, bei eigenen Anrufen günstiger.

Neben der Senkung der Handytarife hat die EU-Kommission eine Reihe von weiteren Neuerungen beschlossen, um die mobile Informationsbeschaffung in Europa nicht zur Kostenfalle werden zu lassen. Wer auf Auslandsreisen mit dem Handy oder Laptop im Netz surft, bekommt nun von seinem heimischen Mobilfunkanbieter bei jeder Verbindung Informationen über die Roamingpreise in dem betreffenden Land zugesandt. Spätestens ab 1. März 2010 müssen die Mobilfunkbetreiber den Kunden außerdem anbieten, zum Schutz vor unerwartet hohen Rechnungen die Verbindung bei Erreichen eines bestimmten Betrags zu kappen. Für Verbraucher, die bis zum 1. Juli 2010 nichts anderes festlegen, wird der Betrag auf 50 Euro festgesetzt.

Mitte kommenden Jahres dürfen sich die Verbraucher zudem auf weitere Preissenkungen bei den Handytarifen freuen. Der Höchsttarif für Anrufe aus dem EU-Ausland sinkt dann auf 39 Cent und auf 15 Cent für angenommene Gespräche.