Aufatmen beim Traditionsunternehmen: Die angeschlagene Reederei erhält 330 Millionen Euro von vier Gesellschaftern.

Hamburg. Hapag-Lloyd ist vorerst gesichert. Das durch die Schifffahrtskrise und die weltweit sinkenden Frachtraten in die roten Zahlen geratene Unternehmen erhält 330 Millionen Euro von vier Gesellschaftern des Konsortiums Albert Ballin. Dafür übernehmen die Stadt, die TUI und die Versicherung Signal Iduna für 315 Millionen Euro Hapag-Lloyds Anteil von 25,1 Prozent am Containerterminal Altenwerder.

Die HSH Nordbank stellt einen Kredit von 15 Millionen Euro bereit. "Geplant ist, dass Hapag-Lloyd die Beteiligung zurückerwerben kann, sobald die wirtschaftliche Entwicklung dies zulässt", teilten die Eigner gestern nach insgesamt zweitägigen Beratungen in Hamburg mit. Nach Informationen des Abendblatts war zuvor dagegen vorgesehen, die Beteiligung an dem Containerterminal an externe Interessenten zu verkaufen.

Der Logistikunternehmer Klaus Michael Kühne, die M. M. Warburg Bank und die Versicherung HanseMerkur beteiligen sich nicht an der Übernahme des Terminals. "Es handelt sich um eine reine Immobilienfinanzierung, bei der sich die Kühne-Holding grundsätzlich nicht engagiert", teilte Kühne dazu mit.

Den Anteil dieser drei Eigner übernimmt nun der Touristikkonzern TUI, der sich mit insgesamt 215 Millionen Euro an dem Kauf des Terminals beteiligt. Die Stadt Hamburg soll von dieser Summe Anfang 2011 rund 25 Euro Millionen ablösen. Die Stadt trägt zu der kurzfristigen Hilfe jetzt 76 Millionen Euro, die Signal Iduna 23 Millionen Euro bei.

"Wir haben eine gute Lösung, ich glaube, dass Hapag-Lloyd aufatmen kann", sagte Finanzsenator Michael Freytag (CDU) gestern am Rande einer Sondersitzung des Haushaltsausschusses der Bürgerschaft. Dass die Politik dort hinter verschlossenen Türen über die Lage bei Hapag informiert wurde, stieß bei der Opposition auf Unverständnis, schließlich handele es sich um ein teilweise öffentliches Unternehmen.

Kritik an Logistikunternehmer Kühne

Mathias Petersen (SPD) verließ sogar aus Protest die Sitzung. Nach Abendblatt-Informationen stand die Zustimmung der TUI zu dem Rettungskonzept zu Beginn der Sitzung um 17 Uhr noch aus, daher wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Hapag-Lloyd-Vorstandschef Michael Behrendt "durfte" teilnehmen. "Es gab schon schlimmere Tage", sagte er schmunzelnd.

Dass Kühne sich nicht an der kurzfristigen Kapitalaufstockung beteiligt, stieß auf Kritik: "Herr Kühne hat nur seine eigenen Interessen verfolgt. Vom Hamburger Patrioten und gefeierten ,Hapag-Lloyd-Retter' ist nicht viel übrig geblieben", sagte Linke-Fraktionschefin Dora Heyenn. GAL-Fraktionschef Jens Kerstan meinte: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass Herr Kühne erst durch öffentliche Äußerungen das Liquiditätsproblem verursacht und sich dann einer Lösung verschließt."

Peter Tschentscher (SPD) sprach von einem Wermutstropfen: "Ich erwarte, dass sich an der endgültigen Lösung alle Eigentümer beteiligen, sodass für die Stadt keine weiteren Belastungen entstehen." Grundsätzlich stimmten alle Parteien der Hilfe für Hapag zu.

In den kommenden Wochen sollen nun neben einem Sparprogramm, das derzeit die Unternehmensberatung Roland Berger prüft, zur langfristigen Unterstützung der Reederei weitere Kapitalmaßnahmen vereinbart werden. "Diese bilden die Grundlage für die Beantragung von Staatsbürgschaften", teilte die TUI mit. Hapag-Lloyd braucht bis zu 1,75 Milliarden Euro, um die Schifffahrtskrise zu bewältigen. Die Mittel sollen die Reederei bis über 2010 hinaus absichern.

Weitere Entscheidungen sollen bis zur Aufsichtsratssitzung am 11. August vorbereitet werden. Danach könnte der Antrag auf staatlich verbürgte Kredite bis zu einer Milliarde Euro gestellt werden. "Die derzeitigen politischen Entscheidungsträger halten die Voraussetzungen für Bürgschaften für erfüllt", heißt es dazu aus dem Umfeld des Unternehmens. Nach der Bundestagswahl könnte sich die Situation dagegen verändern.