Die Deutsche Bank legte am Dienstag einen Milliardengewinn im zweiten Quartal vor - und der Aktienkurs stürzt ab. Eine Erklärung.

Hamburg. Wenn der Gewinn steigt und der Aktienkurs abstürzt, liegt diese diametrale Entwicklung meist am Ausblick des betroffenen Unternehmens. So war es auch gestern bei der Deutschen Bank. 1,1 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern konnte der Branchenprimus für das zweite Quartal ausweisen - ein Anstieg zum gleichen Vorjahreszeitraum um 67 Prozent. Dennoch verlor die Aktie in der Spitze fast zwölf Prozent.

Ein Grund für den Sturzflug: Konzernchef Josef Ackermann flüchtete sich beim Blick auf die verbleibenden Monate des Jahres 2009 in Belanglosigkeiten, statt konkrete Zahlen zu nennen. Die Bankenbranche und die weltweiten Finanzmärkte hätten sich zwar stabilisiert, schreibt Ackermann in einem Brief an die Aktionäre. "Allerdings bleiben wir zurückhaltend, was die Aussichten für die Weltwirtschaft angeht, vor allem hinsichtlich des Arbeitsmarkts und der Immobilienmärkte. Wir erwarten weiterhin Belastungen im Kreditumfeld."

Doch nicht nur die fehlende Prognose dürfte zum Kursrutsch geführt haben. "Die Erwartungen vieler Börsianer waren einfach übertrieben", sagt Christian Hamann, Analyst der Hamburger Sparkasse (Haspa), dem Abendblatt. Ihn selbst habe die hohe Risikovorsorge für faule Kredite, die von 135 Millionen auf gut eine Milliarde Euro gestiegen ist, nicht verwundert.

Investmentbanking lohnt sich wieder

Auch das schwächere Geschäft mit Privat- und Firmenkunden sei zu erwarten gewesen. Hier sackte das Vorsteuerergebnis im Jahresvergleich von 328 Millionen auf 55 Millionen Euro. Im Gegenzug verdiente das Institut wieder prächtig im Investmentbanking. Exakt 1,009 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern verbuchte die Bank vorrangig mit dem Handel von Wertpapieren. Hamann führt diese Entwicklung unter anderem darauf zurück, dass die Konkurrenz im Investmentbanking stark zurückgegangen ist. Viele Großbanken haben sich nach der Lehman-Pleite aus diesem Geschäftsfeld verabschiedet.

"Die wenigen, die übrig geblieben sind, verdienen nun wieder richtig gut", so der Haspa-Experte. Bankenprofessor Martin Faust von der Frankfurt School of Finance and Management verweist in diesem Zusammenhang auf die niedrigen Zinsen, zu denen sich Kreditinstitute Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) leihen können. "Dieses wird dann von den Banken zu guten Konditionen auf dem Wertpapiermarkt angelegt", so Faust zum Abendblatt.

Zudem profitierten Geldhäuser wie die Deutsche Bank von der Tatsache, dass Unternehmen derzeit schwieriger an Kredite kommen. Sie müssten deshalb Anleihen ausgeben und die Banken kassierten dafür hohe Margen. Die Anleger müssen nun auf die nächsten Monate hoffen. Hamann bewertet die Deutsche-Bank-Aktie mit "Halten" - als einzige Bankaktie hierzulande. Den "fairen Wert" sieht er bei 50 Euro. Gestern schloss das Papier bei 46,09 Euro - minus 11,4 Prozent.