Opel-Betriebsrat und IG Metall wollen an den Verhandlungen zur Rettung des Autoherstellers stärker beteiligt werden und drohen, andernfalls die notwendige Sanierung nicht mitzutragen.

Hamburg. Nach einer Sondersitzung verwies der Konzernbetriebsrat gestern darauf, dass alle potenziellen Investoren mit einem Sanierungsbeitrag der Belegschaft von bis zu 1,5 Milliarden Euro kalkulieren: "Kein Investor plant bisher, so viel in das neue Unternehmen einzubringen."

Sowohl der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna als auch der belgische Finanzinvestor RHJI wollen die Opel-Belegschaft mit zehn Prozent an dem neuen Unternehmen beteiligen. Im Gegenzug verlangen sie von den Opel-Mitarbeitern aber Einschnitte in Milliardenhöhe etwa beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder auch bei den Löhnen.

Bislang seien dem Betriebsrat die Konzepte der Investoren aber nicht einmal offiziell vorgelegt worden. Dies müsse sich ändern, forderte der Betriebrat: "Die Arbeitnehmervertretungen und die IG Metall werden daher ohne eine Beteiligung am Entscheidungsprozess keine Beiträge in das Unternehmen einbringen." Das Abendblatt sprach über die verbleibenden Rettungschancen mit Klaus Franz, Chef des Gesamtbetriebsrats von Opel.

Abendblatt:

Die Politik streitet mit dem Opel-Beirat über die Opel-Partner. Eine neue Studie behauptet, Opel sei zu klein zum Überleben. Steht die Rettung vor dem Scheitern?

Klaus Franz:

Wenn es allen Beteiligten um die Mitarbeiter, Zulieferer, Händler und das Traditionsunternehmen geht und vor allem GM kompromissbereit ist, darf eigentlich nichts schiefgehen. Wichtig ist, dass keiner versucht, Politik auf unserem Rücken auszutragen. Die wichtigste Aufgabe der Treuhand ist, die beste langfristige industrielle Lösung für Opel/Vauxhall in großer Eigenständigkeit von GM zu finden. Dies ist der beste Beitrag, sorgsam mit der staatlichen Bürgschaft, die Grundlage für Kredite ist, umzugehen. Unser Ziel als Arbeitnehmervertreter ist, dass diese Bürgschaft nie gezogen werden muss. Dafür sind wir auch bereit, Beiträge zu leisten.

Abendblatt:

Sie kritisieren, die Belegschaft soll bis zu 1,5 Milliarden Euro in das neue Unternehmen einbringen und wird zugleich ungenügend in die Entscheidungsfindung eingebunden.

Franz:

Ja, diese Einsparungen verlangen alle Investorenkonzepte. Wir wollen dafür Anteile des NewOpel bekommen und bei wichtigen Entscheidungen ein Vetorecht, etwa dem Verkauf der Company, Verlagerungen oder Werksschließungen haben.

Abendblatt:

Denken Sie an Streik als Druckmittel?

Franz:

Bevor wir streiken, verhandeln wir erst einmal mit dem Ziel, für alle Beteiligten die beste Lösung zu finden.

Abendblatt:

Je länger der Prozess der Rettung dauert, desto schwieriger dürfte für Sie die Zusammenarbeit mit Lieferanten werden, die pünktliche und zuverlässige Zahlungen von Opel erwarten. Springen bereits Geschäftspartner ab?

Franz:

Opel war und ist zahlungsfähig. Die Zulieferer und die Beschäftigten bekommen ihr Geld. Die ordnungspolitischen Statements, die abgegeben werden, zermürben die Belegschaft, die hinsichtlich Qualität und Produktivität ihr Bestes gibt. Man sollte nie vergessen, dass hinter all dem, was gesagt und geschrieben wird, Menschen, ihre Familien, Erwartungen und Ängste stehen. Opel wurde nicht umsonst mit dem Insignia "Auto des Jahres", und wir freuen uns mit dem neuen Astra schon auf unser eigenes Konjunkturprogramm.