Die Fusion von VW und Porsche ist für Börsenexperten kein Grund zum Jubel. Analysten schätzen, dass die VW-Stammaktien, die Ende 2008 die 900-Euro-Marke überschritten hatten und am Freitag bei 261 Euro notierten, stark einbrechen.

Hamburg. "Der Kurs wird auf 50 bis 100 Euro zurückgehen", sagte Frank Schwope von der Nord LB. Derzeit ist der Börsenwert des Konzerns durch eine künstliche Knappheit der VW-Stammaktien enorm gestiegen: Er liegt bei 76 Milliarden Euro und ist damit 15-mal so hoch wie der Wert der Lufthansa und mehr als doppelt so hoch wie bei der Deutschen Bank.

Wenn das Emirat Katar, das jetzt die VW-Beteiligung von Porsche übernimmt, die Optionen darauf ausübt, geht die Aktie "auf Sinkflug", sagte Aleksej Wunrau von der BHF-Bank dem Abendblatt. Dazu kommt die Gefahr, dass die VW-Stämme im Streubesitz zehn Prozent unterschreiten und so aus dem Börsenindex DAX ausscheiden könnten. Auch das würde den Kurs drücken. Die VW-Vorzugsaktien dürften dann aber im DAX nachrücken und an Wert gewinnen.

Bei der Porsche-Aktie sind die Experten uneinig: Analyst Schwope hält ein Kursziel von 60 Euro auf Jahressicht für realistisch und begründet die Aufwärtstendenz mit dem Potenzial der 50-prozentigen Beteiligung an VW. Andere Börsenexperten wie Tina Heckin-Veltman von der Haspa und Oppenheim Research befürchten einen Kursverfall. Grund für die Unentschlossenheit der Analysten ist die ungewisse Zukunft Porsches. Denn auch am Freitag, einen Tag nach dem Rücktritt des Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking und der Ankündigung des VW-Konzerns, mit Porsche eine integrierte Autogruppe zu formen, gab es dazu wenig Details. Nach jetzigem Stand bleibt die Porsche Holding SE der größte Anteilseigner bei VW, gefolgt vom Land Niedersachsen, das derzeit auf 20 Prozent kommt. Das Emirat Katar soll 17 Prozent übernehmen.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) mahnte ein Ende der Intransparenz bei der Fusion an. "Ich will als Anleger doch schließlich wissen, was mit meinem Unternehmen passiert", sagte Marco Cabras von der DSW dem Abendblatt. Schon in der Vergangenheit habe die Börse Firmen abgestraft, die sich zu lange mit Fusionsmachtspielen aufhielten. Doch erst am 13. August will der Aufsichtsrat von VW erneut beraten. Allerdings meldete VW am Freitag gute Absatzzahlen: So haben die Wolfsburger im Juni von den in vielen Ländern eingeführten Abwrackprämien profitiert und weltweit 6,5 Prozent mehr abgesetzt als im Juni 2008.