Einen solchen Satz erwartet man nicht im Katalog der Unternehmenswerte eines international tätigen Handelskonzerns: “Bei uns wird gelacht, auch über uns selbst.“

Hamburg. Gelacht wird im Hause der Firma Gebr. Heinemann am Rande der Speicherstadt tatsächlich, etwa wenn Claus Heinemann sich vor dem Fototermin mit Gunnar Heinemann über dessen gewagte Farbkombination von Hemd und Krawatte amüsiert. Die beiden führen das im Jahr 1879 als Schiffsausrüster gegründete Hamburger Familienunternehmen in der vierten Generation. Zwar sind die heutigen Chefs keine Brüder, sondern Cousins zweiten Grades, aber sie gingen schon zusammen zur Schule - und sie haben in all den Jahren nicht verlernt, übereinander zu lachen, auch nicht jetzt in der Wirtschaftskrise.

Ihr kann sich die Firma, die ihr Geld mit Duty-Free-Shops vor allem an Flughäfen verdient, natürlich nicht entziehen. Claus Heinemann erwartet, dass der Gruppenumsatz von zuletzt 1,9 Milliarden Euro in diesem Jahr "im hohen einstelligen Prozentbereich" sinkt, man werde aber in den schwarzen Zahlen bleiben. "Als Familienfirma haben wir bessere Voraussetzungen, Krisen durchzustehen", ist man bei Heinemann überzeugt. "Wir sind finanziell gesund und wir müssen nicht jeden Tag zusehen, wie Aktien unseres Unternehmens an Wert verlieren."

Dies verhilft zu etwas größerer Gelassenheit, auch wenn es kurzfristige Sparzwänge gibt. "Unsere Stammbelegschaft werden wir aber halten", sagt Gunnar Heinemann. "Wie können Mitarbeiter ihr Bestes geben, wenn sie Sorge um ihren Arbeitsplatz haben?"

"In die Zukunft investieren"

Allerdings gibt es 2009 keinen Zuwachs, nachdem die Beschäftigtenzahl in den Jahren zuvor meist um mehr als zehn Prozent ausgebaut wurde. Weltweit hat die Gruppe rund 5000 Mitarbeiter, in Hamburg sind es 400 in der Zentrale und weitere 400 im Logistikzentrum in Allermöhe. 40 000 verschiedene Produkte, darunter Spirituosen, Parfüms und Tabakwaren, lagern dort für die eigenen Geschäfte und für rund 1000 weitere Kunden, bis zu 200 Lkw täglich werden abgefertigt.

Trotz des Konjunktureinbruchs verschwinden die Expansionspläne des Unternehmens nicht in der Schublade. "Eine Firma muss auch in diesen Zeiten in ihre Zukunft investieren", meint Gunnar Heinemann. Nachdem sich Heinemann bislang weitgehend auf Europa konzentriert hat, will man aber auch am Wachstum der asiatischen Märkte teilhaben. "Allein in China sollen in den nächsten 15 Jahren 200 neue Flughäfen gebaut werden", so Gunnar Heinemann.

Auch in Europa wird kräftig investiert - und hier in die eigene Marke: Im November wurde auf dem Hamburger Flughafen in der neuen Airport Plaza ein 1400 Quadratmeter großes Geschäft eröffnet, das erstmals nicht mehr "Travel Value" heißt, sondern "Heinemann". Dort will man erklärtermaßen dem Vorurteil begegnen, Duty-Free-Läden seien langweilig und überall gleich: Es ist auch schon einmal ein Strandkorb oder echte Kunst im Angebot, außerdem wurde ein Roulette-Tisch aufgebaut, an dem die Kunden spielen und etwas gewinnen können.

"Beim Einkaufen etwas erleben"

Bis Ende nächsten Jahres sollen alle bisherigen "Travel Value"-Läden in Deutschland auf das neue Konzept umgestellt sein, ebenso mehrere im Ausland. "Die Menschen wollen beim Einkaufen etwas erleben", ist Gunnar Heinemann überzeugt.

Aus einem ähnlichen Grund fürchtet er auch nicht die Online-Konkurrenz: "Wir haben Produkte im Angebot, die man anfassen und die man riechen will." Zudem lebten die "Travel Value & Duty Free"-Läden an den Flughäfen von Spontaneinkäufen: "Nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluss gönnt man sich vor dem Rückflug schon einmal eine neue Uhr oder man bringt seiner Frau ein gutes Parfüm mit, weil der Termin wieder einmal länger gedauert hat."

Emotionen waren auch im Spiel, als sich Gebr. Heinemann entschloss, nach dem Umzug des Warenlagers nach Allermöhe das Kontorhaus am Magdeburger Hafen in eine moderne Firmenzentrale umzuwandeln: "Ein Wegzug kam für uns nicht infrage", sagt Claus Heinemann. "Wir lieben den Backstein und die Speicherstadt." So wird künftig auch die fünfte Generation der Familieneigentümer sogar architektonisch eng mit der Firmentradition verbunden bleiben: Der Kaispeicher B direkt nebenan, in dem einst ebenfalls Heinemann-Waren lagerten, wurde 1879 erbaut - im Gründungsjahr des Unternehmens.