Dem insolventen Essener Handels- und Touristikunternehmen Arcandor droht möglicherweise schon in den kommenden Wochen die Zerschlagung.

Essen/Düsseldorf. Nach dem überraschenden Rückzug des Arcandor-Sanierungsexperten Horst Piepenburg bekräftigte der Düsseldorfer Konkurrent Metro seinen Vorstoß für eine Übernahme von 60 der 90 Warenhäuser der Arcandor-Tochter Karstadt. "Wir halten an dem Angebot fest", sagte ein Metro-Sprecher gestern in Düsseldorf.

Metro-Chef Eckhard Cordes soll nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" bereits mehrere Gespräche mit Vermietern, wichtigen Lieferanten sowie Arbeitnehmervertretern geführt haben. Eine Entscheidung über die Zukunft von Arcandor werde Mitte August bei einer Sitzung des Gläubigerausschusses fallen.

Cordes hatte in den vergangenen Wochen bereits mehrfach sein Angebot zu einem Zusammenschluss der Metro-Warenhauskette Kaufhof mit Karstadt zu einer Deutschen Warenhaus AG erneuert. Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick hatte die Gespräche jedoch auf Eis gelegt. Von einem erneuten Kontakt zwischen den beiden Managern sei ihm nichts bekannt, sagte ein Arcandor-Sprecher in Essen.

Eick soll jedoch nach Informationen des "Spiegels" bereits Investmentbanken als "Plan B" beauftragt haben, Möglichkeiten für einen Teilverkauf von Karstadt und des Versandhändlers Primondo auszuloten. Die Anteile an der Tourismussparte Thomas Cook sind bereits an die Banken verpfändet.

Der vorläufige Gläubigerausschuss habe sich in seiner konstituierenden Sitzung am vergangenen Freitag mit der Frage einer Einzelverwertung befasst, bestätigte der Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg. Ob dabei bereits ein Auftrag erteilt worden sei, wollte er nicht sagen.

Neben Metro bringen sich auch weitere potenzielle Interessenten für Teile von Arcandor in Stellung. Insgesamt gibt es 15 mögliche Investoren, darunter auch zwei Unternehmen des Hamburger Otto-Clans. Einerseits hat der Shopping-Center-Betreiber ECE unter Führung von Alexander Otto sein Interesse an Häusern der Arcandor-Gruppe signalisiert. Zudem hat auch Alexanders Bruder Michael, Eigentümer des Versandhändlers Otto, sein Interesse an Teilen des Konkurrenten angemeldet. Der Konzern hatte mehrfach betont, eine Übernahme der Sportgeschäfte von Karstadt sowie der Spezialversender von Primondo zu erwägen.

Der am Donnerstag vergangener Woche überraschend von seinem Amt zurückgetretene Arcandor-Generalbevollmächtigte Piepenburg hatte bislang stets betont, das Unternehmen als Ganzes erhalten zu wollen. Piepenburg habe aber nun "schmerzhaft erfahren müssen, dass Arcandor nicht zu sanieren ist", zitiert der "Spiegel" einen namentlich nicht genannten Vertrauten. Offiziell hatte Piepenburg seinen Rückzug mit der fehlenden Unterstützung des Arcandor-Großaktionärs Sal. Oppenheim begründet. Dies hatte die Bank jedoch vehement zurückgewiesen.