Von “Medienkrieg“ und “Mobbing“ ist die Rede, nachdem ein Magazin über den angeblichen Abgang von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking berichtet hatte.

Hamburg. Am Vormittag war Wendelin Wiedeking noch bester Laune. Auf einer Betriebsversammlung im Werk Weissach bei Stuttgart warb er für sein Porsche-Zukunftskonzept. Der 56 Jahre alte Vorstandsvorsitzende erläuterte, wie er den Sportwagenbauer mit einer üppigen Geldspritze aus dem Emirat Katar wieder auf die Überholspur bringen will. Mit fünf bis sieben Milliarden Euro sollen die Scheichs beim Stuttgarter VW-Großaktionär einsteigen. Wiedeking habe kämpferisch gewirkt, so ein Beschäftigter zum Abendblatt. Seine gute Laune dürfte ihm allerdings spätestens am Nachmittag vergangen sein. Laut "Wirtschaftswoche" verlässt Porsche-Chef Wiedeking das Unternehmen, meldete die Deutsche Presseagentur um 16.32 Uhr.

Es dauert nur wenige Minuten, bis ein Sprecher des Unternehmens den Abgang des umtriebigen Automanagers aufs Schärfste zurückwies. "Das stimmt nicht. Die Meldung können wir hart dementieren. Herr Wiedeking ist weiter im Amt", sagte er dem Abendblatt. Es handle sich um einen "Medienkrieg" und "Mobbing", hieß es wenig später. Der Machtkampf zwischen VW und Porsche scheint in die finale Runde zu gehen.

Am 23. Juli sollen die Aufsichtsräte der beiden eng miteinander verwobenen Autobauer zusammenkommen, um über die gemeinsame Zukunft zu entscheiden. Wiedeking will an diesem Tag in Stuttgart vor den Porsche-Kontrolleuren für sein Katar-Konzept werben. Ob er dafür eine Mehrheit findet, ist allerdings offen. Denn die Milliarden der Scheichs allein werden nicht reichen, um den Sportwagenbauer zu entschulden.

Über Kreuz mit Ferdinand Piëch

Mit mindestens neun Milliarden Euro soll Porsche in der Kreide stehen. Die Stuttgarter haben sich finanziell übernommen, als sie 51 Prozent an VW übernahmen und sich Optionen auf weitere Anteile sicherten. Nach Abendblatt-Informationen sollen nun die Familienstämme Piëch und Porsche, die auch beide im Aufsichtsrat des Sportwagenbauers sitzen, weitere Milliarden über eine Kapitalerhöhung nachschießen. Wiedekings Problem: Er liegt mittlerweile über Kreuz mit Ferdinand Piëch. Und ohne die Zustimmung des VW-Patriarchen wird es die notwendige Kapitalerhöhung kaum geben.

"Möglich wäre, dass Piëch die Mitglieder der Porsche-Eignerfamilie unter Druck gesetzt hat, zwar der Aufnahme des neuen Aktionärs Katar zuzustimmen, aber nur unter einer Bedingung: Wiedeking muss gehen", sagte Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer dem Abendblatt. Dies wäre ein Beispiel dafür, "wie weit Piëch geht, um seine Ziele kaltblütig zu realisieren." Nach dem Willen des früheren Volkswagen-Chefs soll VW und nicht Porsche künftig in einem gemeinsamen Autokonzern das Lenkrad in der Hand halten. Dudenhöffer ist jedenfalls überzeugt: "Wenn die Aufsichtsräte über die Zukunft von Porsche abstimmen, dann ist dies gleichzeitig eine Entscheidung über die Zukunft von Wiedeking."

Auf einer anderen Ebene wuchs sich der Konflikt um die Macht beim Volkswagen-Konzern gestern zu einem handfesten Eklat aus: Uwe Hück, Vorsitzender des Porsche-Betriebsrats, erhob schwere Vorwürfe gegen den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff. Dieser habe bei deutschen Banken massiv darauf gedrängt, keine Kredite an Porsche zu vergeben. Wulff wolle dem Sportwagenhersteller schaden, "damit VW uns billig einkaufen kann". Ein solches Verhalten sei "unanständig".

Ebenso ungewöhnlich scharf fiel die Antwort aus Hannover aus. "Uwe Hück fürchtet offenbar um Privilegien", sagte ein Sprecher von Wulff. Anders ließen sich Hücks "unwahre Behauptungen" kaum erklären. Denn während alle Beschäftigten von Volkswagen und Porsche von einem "integrierten Konzern" profitieren würden, verlöre Hück seine "Allmacht", hieß es. "Angesichts des Stils von Uwe Hück kann man dies auch im Interesse von Porsche nur begrüßen."