Im Oktober 2008 war der Jubel in Hamburg groß, als feststand, dass Hapag-Lloyd in deutschen Händen bleibt. Private Unternehmen und die Stadt hatten sich zusammengeschlossen, mit einem finanziellen Kraftakt den Konkurrenten NOL ausgestochen.

Im Oktober 2008 war der Jubel in Hamburg groß, als feststand, dass Hapag-Lloyd in deutschen Händen bleibt. Private Unternehmen und die Stadt hatten sich zusammengeschlossen, mit einem finanziellen Kraftakt den Konkurrenten NOL ausgestochen. Bis heute gilt: Die Entscheidung war richtig, verdient Respekt. Denn nur durch dieses Zusammenstehen von Politik und Wirtschaft konnte ein schier übermächtiger Gegner - der autoritäre Stadtstaat Singapur - bezwungen und ein Stück Hamburg gerettet werden. Doch was im Anschluss an diesen wirtschaftspolitischen Husarenstreich geschah, hat das Zeug zur Tragödie.

Zunächst weckten die Eigentümer überzogene Erwartungen, indem sie in ihrer Euphorie eine Arbeitsplatzgarantie für alle Beschäftigten gaben. Als dann die Wirtschaftskrise mit Wucht die Schifffahrt traf, begann der Streit ums Geld mit dem Großaktionär TUI und - was viel schlimmer wiegt - zwischen den Partnern im Konsortium "Albert Ballin". Aus Freunden wurden Gegner, die nicht mehr gegen NOL aus Singapur kämpften, sondern sich untereinander zerstritten. Ein Desaster.

Nun braucht Hapag-Lloyd frisches Geld - und zwar die gewaltige Summe von 1,75 Milliarden Euro. Die Stadt wird sich nicht aus der Verantwortung stehlen können. Was wäre auch die Alternative? Und die Partner im Konsortium müssen ebenfalls Mittel nachschießen, wollen sie nicht viel Geld verlieren. Doch das Engagement der Anteilseigner wird nicht reichen. Auch der Bund soll über Bürgschaften und Kredite helfen - ein fragwürdiges Ansinnen.

Bevor auch nur ein weiterer Euro fließt, muss ein schlüssiges Geschäftskonzept für Hapag-Lloyd her, mit dem die Reederei durch die Krise fahren kann. Und es darf keine Tabus mehr beim Sparen geben.