Nach wochenlangem Gezerre um einen staatlichen Rettungskredit ist Quelle wieder flüssig. Die letzten Verträge für den dringend benötigten Massekredit über 50 Millionen Euro seien am Freitagnachmittag unterzeichnet worden, erklärten das Unternehmen und die Insolvenzverwaltung: “Quelle verfügt jetzt über die notwendige Liquidität, um die Geschäfte zu stabilisieren und fortzuführen.“ In den nächsten Wochen solle ein Sanierungskonzept erarbeitet werden.

Fürth. Quelle bekommt laut Thomas Schulz, dem Sprecher des Insolvenzverwalters, jetzt wieder Geld aus dem sogenannten Factoring, über das das Unternehmen einen Großteil seiner Einnahmen erhält. Dabei übernehmen Banken die Forderungen von Quelle gegenüber Kunden und zahlen dem Versandhaus den Großteil des Geldes sofort aus. Seit dem Insolvenzantrag am 9. Juni hatte das Factoring jedoch auf Eis gelegen. Deshalb konnte Quelle den überfälligen Druck des Herbst-/Winterkatalogs nicht bezahlen. Aus Kundengeldern dürfte inzwischen ein dreistelliger Millionenbetrag für Quelle bei Banken aufgelaufen sein.

Quelle-Sprecher Manfred Gawlas kündigte erste Sofortmaßnahmen an: "Der Hauptkatalog geht in den Versand, das Online-Marketing kann wieder anlaufen, Lieferungen von Neuware können wieder in gewohntem Umfang anlaufen." Der Insolvenzverwalter habe sofort Zahlungen für Druckereien, Katalogversand und Onlinemarketing ausgestellt, sagte Gawlas. Drei Millionen Kataloge lägen bereits auf Halde. Zudem könnten 250 Hochseecontainer mit Ware jetzt auf den Weg ins Versandzentrum Leipzig gehen. "Die Kollegen arbeiten alle Tag und Nacht. Jetzt kommen arbeitsreiche Wochen." Bis Mitte kommender Woche sei die Wiederherstellung des normalen Geschäftsbetriebes zu erwarten, sagte Gawlas.

Auch das Amtsgericht Essen hat den Insolvenzverwalter ermächtigt, den Kreditvertrag zu unterschreiben. Der bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon und Wirtschaftminister Martin Zeil erklärten, der nun endlich freigegebene Massekredit mache den Weg frei, um an einem Zukunftskonzept für den Versandhändler zu arbeiten. Es komme jetzt darauf an, die durch den Massekredit gewonnene Zeit zu nutzen und ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das Quelle eine erfolgreiche Zukunft ermögliche.

Eine Sprecherin von Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz wollte die Entscheidung am Freitag dagegen nicht kommentieren.