170 Millionen Euro soll Hamburg überweisen. Schon im Herbst hatte sich der Senat mit 500 Millionen Euro engagiert.

Hamburg. Die wirtschaftlich angeschlagene Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd ist auf eine weitere Finanzspritze in Milliardenhöhe angewiesen. Das Unternehmen benötigt insgesamt 1,75 Milliarden Euro, wie das Abendblatt gestern im Anschluss an eine Gesellschafterversammlung der Reederei erfuhr. Für Hamburg, das schon zur Rettung der HSH Nordbank einen Kredit von 1,5 Milliarden Euro aufnehmen musste, wird es teuer.

Nach dem nun diskutierten Finanzierungskonzept soll die Stadt, die seit dem vergangenen Herbst 23 Prozent an Hapag-Lloyd hält, 170 Millionen Euro an die Reederei überweisen.

Bereits im vergangenen Herbst hatte sich Hamburg bei der Übernahme von Hapag-Lloyd mit 500 Millionen Euro engagiert, um das Unternehmen vor dem Zugriff der Großreederei NOL aus Singapur zu bewahren.

Eine Milliarde der insgesamt 1,75 Milliarden Euro, die die Hamburger Traditionsreederei nun benötigt, sollen Banken als Kredit geben. Für diese Summe bürgt nach den Vorstellungen der Eigner voraussichtlich der Bund. Nach der Höhe ihrer Beteiligungen an Hapag-Lloyd sollen zudem der Reisekonzern TUI 325 Millionen Euro und das Konsortium "Albert Ballin", dem die Stadt Hamburg, der Speditionsunternehmer Klaus-Michael Kühne und mehrere Finanzinstitute angehören, insgesamt 425 Millionen Euro bereitstellen.

Kritik gab es gestern am Verhalten von Finanzsenator Michael Freytag (CDU). Die SPD-Opposition fühlt sich übergangen, weil sie nach eigenen Angaben nicht rechtzeitig von einem Treffen der Fraktionschefs und haushaltspolitischen Sprecher der Bürgerschaftsfraktionen erfahren hat, auf dem Freytag über das Ergebnis der Hapag-Lloyd-Gesellschafterversammlung berichten wollte.

"Unser Vertrauen in Finanzsenator Freytag ist dahin", sagte SPD-Chef Ingo Egloff zum Abendblatt. "Wir fordern von ihm eine offizielle Unterrichtung in schriftlicher Form, keinen Plausch zwischen zwei Terminen." Erst dann sei aus haushaltsrechtlicher Sicht eine seriöse Bewertung der angedachten Hilfen für Hapag-Lloyd möglich.