Der Halbleiterkonzern Infineon verkauft sein Tafelsilber. Die Sparte für Festnetzkommunikationschips WLC geht für 250 Millionen Euro an den US-Finanzinvestor Golden State Capital.

München. Der Verkauf soll bis Herbst abgeschlossen sein, teilte Infineon gestern mit. Infineon konzentriert sich damit künftig vor allem auf Chips für die Autoindustrie, für Handys und auf Chipkarten.

Vorstandschef Peter Bauer wollte den Verkauf nicht als Auftakt zur Zerschlagung des Konzerns verstanden wissen, der seit Jahren Verluste schreibt. Es sei nicht geplant, weitere Sparten abzugeben. "Die Veräußerung des Segments WLC leistet einen wesentlichen Beitrag zur anstehenden Refinanzierung", sagte er. Allerdings seien die Finanzierungsprobleme damit noch nicht gelöst. "Das Thema ist noch nicht abgeschlossen."

Infineon bemühte sich zuletzt Kreisen zufolge um Staatsbürgschaften zwischen 500 und 750 Millionen Euro, um mit neuen Darlehen im nächsten Jahr fällige Anleihenschulden von rund 600 Millionen Euro und weitere Kredite tilgen zu können.

Da das Segment Wireline Communications relativ unabhängig von den Arbeits- und Produktionsprozessen des Gesamtunternehmens sei, könne es ohne größeren Aufwand abgespalten werden. Die Sparte schreibt im Gegensatz zur Mobilfunkchipproduktion, die Infineon mühsam auf Profitabilität trimmt, seit Jahren schwarze Zahlen.

Die Infineon-Aktie zählte gestern zu einer der größten Gewinner im Technologieindex TecDax. Analysten lobten den Schritt. "Diese gute Strategieumsetzung des Managements nimmt Druck von der Bilanz", sagte Thomas Becker von der Commerzbank. "Die Transaktion wirkt attraktiv und hat positive Folgen für Infineons Wachstum und Renditeprofil."

Das Segment hat Infineon zufolge zuletzt einen Marktanteil von über 20 Prozent weltweit und ist die Nummer eins bei Chips für Breitbandzugänge. Alle Produkte, Standorte und Entwicklungsprojekte würden fortgeführt und rund 800 Patentgruppen übertragen. Rund 900 Infineon-Mitarbeiter sollen in die neue Gesellschaft wechseln.

Die Gewerkschaft kritisierte den Verkauf an die amerikanische Private-Equity-Firma scharf. "Es fehlt dem Vorstand an einer überzeugenden Strategie für das gesamte Unternehmen", so Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer.