Die deutschen Reisebüros und Urlaubsveranstalter klagen über sinkende Buchungszahlen - die Gewinner der Reiseunlust sind die Campingplatzbetreiber.

Berlin. Die Wirtschaftskrise macht sich auch bei den deutschen Reisebüros und Urlaubsveranstaltern bemerkbar. Ende Mai lagen die Buchungsumsätze knapp fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau, sagte eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbandes (DRV) gestern in Berlin. Mehr als die Hälfte der Reisebüros verzeichnen derzeit einen Rückgang bei Flugreisen, dagegen liegt Camping im Trend, wie aus einer Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bei 5700 Firmen hervorgeht.

Der Rückgang bei den Buchungen habe sich in den vergangenen Monaten gegenüber dem Jahresanfang zwar verringert, sagte die DRV-Sprecherin. So habe damals das Umsatzminus noch bei sieben Prozent gelegen. Jedoch werde weiter "zögerlicher gebucht". Insbesondere Familien hielten sich zurück. Die Branche hofft nun auf einen kurzfristigen Anstieg der Buchungen in den kommenden Wochen, etwa bei Last-Minute-Reisen, sagte die DRV-Sprecherin. "Es ist Potenzial da. Viele Umfragen zeigen, dass die Deutschen reisen wollen."

Trotz der niedrigen Buchungszahlen können aber Last-Minute-Urlauber nicht mit einem breiteren Angebot rechnen. Hintergrund ist, dass die Anbieter sich auf eine geringere Nachfrage eingestellt und weniger Hotel- und Flugkapazitäten eingekauft hätten. Deswegen werde es "nicht mehr Schnäppchen geben als in den Jahren zuvor".

Kein Einbruch in deutschen Urlaubsorten

Angesichts der rückläufigen Buchungszahlen rechnet ein Viertel der Reisebüros mit fallenden Reisepreisen, geht aus der DIHK-Branchenumfrage hervor. Es gebe erste Anzeichen, dass Reiseveranstalter noch im Sommer versuchten, "mit vorzeitigen Preissenkungen die fehlenden Buchungen" wettzumachen. Der Großteil der Reisefirmen jedoch wolle die Preise auf Vorjahresniveau halten.

Gewinner der Sommersaison könnten die Campingplätze werden. Ein Viertel der Betreiber erwarte bessere und die Hälfte gleichbleibende Geschäfte, so der DIHK. Mit Einbußen rechnen nur 23 Prozent. Dagegen wollen wegen der steigenden Nachfrage 21 Prozent der Campingplatzbetreiber höhere Stellplatzpreise durchsetzen. Pessimistischer sind jedoch die Hoteliers, die zu 45 Prozent Verschlechterungen erwarten, und die Gastronomen, bei denen es 46 Prozent sind. Große Sorge herrscht auch bei den Reisebüros, von denen für den Sommer fast zwei Drittel Rückgänge befürchten.

Die deutschen Urlaubsregionen mussten in diesem Jahr bisher keinen Einbruch verkraften. "Die deutschen Ziele sind auch in diesem Jahr gut gebucht", sagte eine Sprecherin des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). Jedoch buchten die Urlauber auch diese Reisen kurzfristiger.