Seit Anfang dieser Woche sind Beschäftigte der international bekannten Unternehmensberatung Roland Berger in den Räumen von Hapag-Lloyd unterwegs.

Hamburg. Es wird geprüft am Ballindamm. Oder besser gesagt: gesucht. Und zwar nach Möglichkeiten, Geld zu sparen. Seit Anfang dieser Woche sind Beschäftigte der international bekannten Unternehmensberatung Roland Berger in den Räumen von Hapag-Lloyd unterwegs, um "Sparpotenziale zu heben", wie es in der Beratersprache heißt. Eine Entscheidung, ob Einsparungen ausreichen, um die schwer von der Schifffahrtskrise gebeutelte Reederei auf Kurs zu halten, könnte nach Informationen des Abendblatts bereits in den nächsten drei Wochen fallen.

"Da muss jetzt schnell gehandelt werden", hieß es aus dem Umfeld des Traditionsunternehmens. Möglicherweise muss Hapag-Lloyd sogar um zusätzliche Mittel beim Mehrheitseigner Albert Ballin nachfragen. In diesem Konsortium haben sich der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, Finanzinstitute und die Stadt Hamburg zusammengeschlossen. Weder das Konsortium noch der zweite Großaktionär TUI wollten sich gestern äußern.

Bereits im Januar hatte Hapag-Lloyd beschlossen, die Kosten im laufenden Jahr um 400 Millionen Euro zu senken. Das Unternehmen verfügte einen Einstellungsstopp, reduzierte die Reisekosten und verhandelte Charterverträge für Schiffe neu. "Hier wird kein neuer Bürostuhl gekauft, es sei denn, ein alter bricht zusammen. Jede Investition, die wir verschieben können, wird verschoben", sagte Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt Ende März im Abendblatt-Interview. Seit Anfang Mai gilt nun Kurzarbeit, die zunächst für sechs Monate beantragt wurde. Vorstand, Geschäftsführer und Abteilungsleiter verzichten auf fünf Prozent ihres Gehalts, um zum Sparpaket beizutragen.

"Die weltweite Situation im Containergeschäft ist unverändert negativ. Auch Hapag-Lloyd kann sich von dieser Entwicklung nicht abkoppeln", sagte ein Hapag-Lloyd-Sprecher dem Abendblatt. Derzeit sei die Lage für die Reederei beherrschbar. Da gegenwärtig jedoch keine verlässlichen Prognosen für die zukünftige Entwicklung existierten, denke Hapag-Lloyd über Optionen zur Zukunftssicherung nach. Dies gelte für den Fall, dass sich die Lage in der weltweiten Containerschifffahrt nicht nachhaltig verbessere, so der Sprecher.

Um ihre Einnahmen zu erhöhen, versuchen die internationalen Linienreedereien derzeit, den Transport von Containern zu verteuern. Dazu hatte Hapag-Lloyd Mitte Juni die Preise auf den Strecken zwischen Asien und Europa erhöht und fordert zudem einen Zuschlag für die Hauptsaison zwischen 1. August und 31. Oktober. "Wir sehen jetzt Chancen, dass die von mehreren Reedereien angekündigten Ratenerhöhungen für die Hauptsaison umgesetzt werden", so der Hapag-Lloyd-Sprecher.