Düsseldorf. Zwei Jahre nach dem Milliardendebakel des Mittelstandsfinanzierers IKB hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf gegen den früheren Bankchef Stefan Ortseifen Anklage wegen Börsenmanipulation und Untreue erhoben. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Ortseifen soll im Juli 2007 in einer Pressemitteilung die Auswirkungen der beginnenden Finanzkrise auf die IKB "bewusst irreführend zu positiv" dargestellt haben, wie es in einer Erklärung der Staatsanwaltschaft heißt. Damit habe Ortseifen erreicht, dass die Anleger wieder mehr Aktien des Unternehmens gekauft hätten und der Börsenkurs stabilisiert worden sei.

Nur gut eine Woche später kam es zu erdrutschartigen Kursverlusten: Die IKB stand nach massiven Fehlspekulationen mit Papieren auf Basis von US-Hypotheken vor dem Aus und musste von ihrem damaligen Großaktionär, der staatlichen Förderbank KfW, anderen Banken und dem Bund mit mehreren Milliarden Euro gestützt werden. Insgesamt kostete die Rettung der IKB mehr als zehn Milliarden Euro. Der Großteil davon entfiel auf den Bund und damit den Steuerzahler.

Untreuevorwürfe wegen der Wertpapierverluste erwiesen sich jedoch als nicht haltbar. Ortseifen und vier weiteren beschuldigten Vorstandsmitgliedern hielt man zugute, dass sie bei ihren Entscheidungen zum Ausbau der Investments von den jahrelang erzielten hohen Erträgen geleitet wurden und nicht von existenzbedrohenden Risiken für die Bank ausgingen, erklärte Oberstaatsanwalt Michael Marx-Manthey. Allenfalls könne man ihnen fahrlässiges Handeln vorwerfen.

Darüber hinaus werde Ortseifen zur Last gelegt, die IKB um rund 120 000 Euro geschädigt zu haben, indem er "umfangreiche Bauvorhaben" an dem von ihm bewohnten "Vorstandshaus" vornehmen und durch die Bank bezahlen ließ. Die von ihm an die IKB gezahlte Miete sei aber nicht heraufgesetzt worden. In einem weiteren Fall habe Ortseifen hochwertige Lautsprecherboxen bestellt und ohne Genehmigung über die Bank abgerechnet.

Wann sich Ortseifen voraussichtlich vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Düsseldorf verantworten muss, ist noch unklar. Eine Gerichtssprecherin sagte gestern, die Anklage sei noch nicht eingegangen, eine Entscheidung daher noch nicht absehbar. Daneben setzt sich Ortseifen juristisch mit seinem früheren Arbeitgeber auseinander. So weigert er sich, Tantiemen in Höhe von mehr als 800 000 Euro zurückzuzahlen und klagt gegen die im August 2007 ausgesprochene fristlose Kündigung seines Vertrags, der noch bis 2012 gelaufen wäre.

Die IKB war im Herbst 2008 für rund 150 Millionen Euro an den US-Finanzinvestor Lone Star verkauft worden. Finanzkreisen zufolge will die IKB dennoch weitere staatliche Garantien über sieben Milliarden Euro vom Bankenrettungsfonds SoFFin.