Bei der Haspa glaubt man nicht, dass sich die Börsenerholung der vergangenen Monate fortsetzt. Der Deutsche Aktienindex (DAX) dürfte zum Jahresende zwischen 4800 und 5000 Punkten notieren, erwartet Chefanalyst Bernd Schimmer.

Hamburg. - Gestern schloss er mit 4808 Zählern. "Weil aber die demnächst vorgelegten Halbjahresberichte der Unternehmen wohl einige Enttäuschungen enthalten werden, halten wir Rücksetzer bis auf 4200 Punkte für realistisch."

Erst mittelfristig sehe man für den DAX das Potenzial, auf mehr als 5500 Zähler zu steigen. Denn eine nachhaltige Verbesserung der Unternehmensgewinne werde wohl erst 2011 einsetzen.

Zwar kommt der drastische Abschwung des deutschen Bruttoinlandsprodukts nach Auffassung von Haspa-Chefvolkswirt Jochen Intelmann jetzt zum Halten. Ein kräftiger Wiederanstieg sei aber so bald nicht zu erwarten, selbst für die USA prognostiziert der Experte für 2010 nur eine Wachstumsrate knapp oberhalb von null. Zudem machten sich manche Folgen des steilen Konjunkturabsturzes erst mit längerer Verzögerung bemerkbar. "Den Haushalten in Deutschland, die nicht unter den Aktienkurseinbußen des Jahres 2008 gelitten haben, geht es im Moment auch wegen der Gehaltstariferhöhungen relativ gut", so Intelmann. "Ich fürchte aber, das wird sich im zweiten Halbjahr ändern."

Derzeit gelte für 1,1 Millionen Beschäftigte Kurzarbeit. In Teilen der Industrie liege aber die Kapazitätsauslastung nur noch bei 50 Prozent oder darunter, die Produktivitätsfortschritte der vergangenen Jahre seien zunichte gemacht. Daher kämen Unternehmen, die nicht mit einer sehr schnellen Erholung der Auftragslage rechnen, um Arbeitsplatzabbau nicht herum.

Im Hinblick auf die Preisentwicklung sagte Intelmann, aktuell sei zwar "die Gefahr einer Deflation nicht gerade gering". Er glaubt allerdings nicht, dass es dazu tatsächlich kommt. Auf längere Sicht würden dann die Inflationssorgen überwiegen. Für die Jahre ab 2011 prognostizieren die Haspa-Experten Inflationsraten zwischen zwei und maximal fünf Prozent.