Deutschland droht laut einer aktuellen Studie, in eine Schuldenspirale mit schweren Folgen für die junge Generation zu geraten.

Hamburg. - Die Finanzkrise und die damit verbundenen Konjunkturprogramme führten zu einem sprunghaften Anstieg der Staatsverschuldung auf 1,8 Billionen Euro im Jahr 2010, heißt es in einer Untersuchung des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und der Berenberg Bank. Dies entspreche rund 80 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. Ende des vergangenen Jahres habe dieser Anteil noch bei 66 Prozent gelegen. "Abzutragen haben diese Schulden vor allem die Geburtsjahrgänge zwischen 1980 und 2000", sagte HWWI-Direktor Thomas Straubhaar. "Die Handlungsspielräume in der Zukunft werden immer geringer."

Sorgen bereitet den Wissenschaftlern nicht nur die offizielle Staatsverschuldung, sondern auch die sogenannte implizite. Damit bezeichnet man den Unterschied zwischen den Zahlungsverpflichtungen des Staates in der Zukunft (zum Beispiel Renten) und den erwarteten Einnahmen. "Daraus werden unausweichlich neue Schulden", so Straubhaar. Das Ausmaß bezifferte er auf rund 250 Prozent des Bruttoinlandprodukts.

Auf längere Sicht führt laut HWWI-Direktor Straubhaar kein Weg an der Reduzierung der Staatsschulden vorbei. Dazu könne Deutschland die Ausgaben senken oder Einnahmen erhöhen, was beides seine Nachteile habe. Der einfachste Weg führe über erhöhtes Wachstum, doch darauf könne der Staat nicht setzen. Straubhaar forderte eine umfassende Steuerreform, die nicht nur an einem einzelnen Rädchen drehe. Notwendig seien niedrigere Lohnnebenkosten, ein abgesenkter Eingangssteuersatz, höhere indirekte Steuern und höhere Freibeträge.

Durch das hohe Staatsdefizit steigt nach Einschätzung der Wissenschaftler auch die Gefahr einer höheren Inflation, da die Politiker unter anderem versucht sein könnten, über diesen Weg den Schuldenberg zu reduzieren. "Mit einem höheren Preisdruck ist spätestens 2011 zu rechnen", sagte Jörn Quitzau, Volkswirt der Berenberg Bank. Er empfiehlt Anlegern daher, ihr Kapital gegen eine mögliche Teuerung abzusichern. Dazu sei es möglich, auf Inflationsgeschützte Anleihen zurückzugreifen. Sinnvoll sei auch ein Investment in Immobilien oder Rohstoffe wie Gold oder Öl, sowie in Firmen, die diese Stoffe verarbeiteten.