Im Premiumsegment, das für Umsatz und Gewinn entscheidend ist, verzeichnete die Lufthansa im Mai ein Minus von rund 30 Prozent. Jetzt will die Kranichlinie Kurzarbeit ausweiten und Flüge streichen.

Hamburg. Die Lufthansa bereitet sich wegen der gravierenden Branchenkrise auf eine Ausweitung der Kurzarbeit und weitere Flugzeugstilllegungen vor. Derzeit prüfe man in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern, auch in der Lufthansa Passage - der Linienflugsparte des Konzerns - Kurzarbeit einzuführen, sagte Unternehmenssprecher Patrick Meschenmoser dem Abendblatt. Dies betreffe die Passagierbetreuung am Boden, also das Personal an den Schaltern in den Flughäfen. Bisher arbeiten insgesamt 3500 Beschäftigte der Lufthansa-Gruppe im Frachtflugbereich und bei der Bordverpflegungstochter LSG Sky Chefs kürzer, auch in Hamburg.

Mit den Kapazitätskürzungen will der Kranichkonzern dem Rückgang der Nachfrage begegnen: Im Zeitraum von Januar bis Mai ist die Passagierzahl bei der Lufthansa Passage um 6,3 Prozent gesunken. Für den globalen Luftverkehr berichtete der weltweite Airlineverband IATA gestern ein Minus von 7,7 Prozent im gleichen Zeitraum.

Doch die tatsächlichen Auswirkungen der Krise auf das Geschäft der Lufthansa sind weitaus drastischer als diese Zahl allein ausdrückt: Während die Buchungen in der Economy-Klasse zuletzt wieder ungefähr auf Vorjahresniveau lagen, verzeichnete die Fluggesellschaft im Premiumsegment, das für Umsatz und Gewinn entscheidend ist, im Mai ein Minus von rund 30 Prozent. Dies geht aus einer Präsentation hervor, die gestern auf einer Investorenveranstaltung in Seeheim bei Darmstadt vorgestellt wurde. Der deutliche Rückgang zeigt, wie die Lufthansa unter den gekürzten Reisebudgets von Unternehmen leidet: Viele Geschäftsreisen werden entweder gestrichen oder die Beschäftigten dürfen nicht mehr in der Business-Klasse fliegen, sondern müssen ein Economy-Ticket buchen, oder mit der Bahn fahren.

Schon bisher hat die Lufthansa ihr Passagierplatzangebot um rund zwei Prozent gesenkt, 23 Flugzeuge werden aus dem Verkehr gezogen.

So startet am kommenden Mittwoch zum letzten Mal ein Airbus A300 mit dem Kranich am Heck zu einem Linienflug. Ersetzt werden die alten Maschinen durch modernere, aber deutlich kleinere Airbus-Typen. Wie aus der Präsentation hervorgeht, kann die Kapazität allerdings noch deutlich weiter reduziert werden, wenn die Flaute länger anhält: Auf den Langstrecken sind Kürzungen um acht Prozent bereits vorbereitet, auf den Deutschland- und Europastrecken würde das Angebot sogar um elf Prozent zurückgefahren.

Den bei der Investorenveranstaltung vorgelegten Daten zufolge verhalten sich die Fluggesellschaften rund um den Globus derzeit jedoch sehr unterschiedlich: Während in Europa etwa die skandinavische SAS ihr Sitzplatzangebot bereits um 20 Prozent zusammenstreicht und die AUA aus Österreich um 14 Prozent, wachsen Airlines aus der Golfregion wie Emirates und Etihad um mehr als zehn Prozent, ebenso wie mehrere chinesische Fluglinien. Auch Billigflieger wie Ryanair und Easyjet bauen die Flotte weiter kräftig aus.

Solche Zuwächse in einzelnen Marktsegmenten dürften einer der Gründe sein, warum bei Lufthansa Technik in Hamburg die Krise bislang nicht voll durchschlägt: "Bis Ende Mai liegen wir voll im Plan", sagte Firmensprecher Thomas Erich dem Abendblatt. Zuletzt waren mehrere größere Aufträge von internationalen Kunden eingegangen. In den Gerätewerkstätten habe man jüngst die Vereinbarung über die 40-Stunden-Woche noch verlängert. Als Konsequenz aus früheren Branchentiefs habe Lufthansa Technik die Flexibilität zur Kapazitätsanpassung jedoch erheblich vergrößert, heißt es in einer Präsentation von Peter Jansen, Finanzvorstand der Hamburger Konzerntochter. Unter anderem mithilfe von Zeitkonten könne man die Kapazität um mehr als 20 Prozent verringern, ohne bei der fest angestellten Belegschaft abbauen zu müssen. "Wir sind überhaupt nicht in der Situation, darüber nachdenken zu müssen", sagte Erich.

Ähnliches gilt aber auch für den Lufthansa-Konzern insgesamt. "Betriebsbedingte Kündigungen sind derzeit kein Thema", sagte Meschenmoser.